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     2087  0 Kommentare Wichtige Interna aus dem Bankbereich



    Der Klamauk kehrt zurück

    Liebe Leser, die Zeiten an den Finanzmärkten sind zu ernst, zu wichtig, aber auch zu grotesk und eigentlich sogar zu lustig, um noch länger Urlaub zu machen oder auf große Würfe zur Realisierung gewaltiger geplanter Konzepte zu warten. Jetzt ist die Zeit, den Nektar zu saugen und an seine Stelle den eigenen Senf zu reiben. Aus diesem Grunde werde ich Sie bis auf Weiteres auch an dieser Stelle wieder mit neuen Ausführungen versorgen.

    Wenn es richtig ist, was man derzeit alles über Fannie, über Freddie, über Icka B. und alle die anderen Figuren hört, dann stimmt natürlich auch die folgende Geschichte, bei der ich das große Glück hatte, auf einer elitären Veranstaltung wichtiger Bankenvertreter anwesend sein und dort meinen Nektar saugen zu dürfen.

    Wir befanden uns auf dem Gelände eines wunderschönen Wellnessresorts, braungebrannte, schlanke Grazien umschwebten uns und der innere Zirkel der Bankenherrschaft saß bereits speisend in angeschlossenen Drei-Sterne-Restaurant. Nur einer von ihnen ließ das Gourmetmenü aus und drängte nach draußen, an den kilometerlangen Strand mit weißem Sand. Ich beschloss, mich ihm anzuschließen. Vielleicht erfahre ich von ihm ja Dinge, die andere nicht wissen, dachte ich.

    „Aber Sie wissen, dass es draußen am Meer ziemlich kühl und windig ist“, sagte ich zu ihm als er sich anschickte, im Oberhemd die Wellnessoase zu verlassen.

    „Das weiß doch jedes Kind!“, entgegnete er.

    Zwei Minuten später waren wir am wellenschäumenden Meer angekommen. „Mir ist kalt“, sagte er, „geben Sie mir bitte ihre Jacke.“

    Ich gab ihm meine Jacke, und zwar diejenige mit dem dicken Fellkragen, die Sie, liebe Leser, ja alle vom Rückumschlag meines neuen MADchester-Buches her kennen und mit der ich mich bereits jetzt für die Zukunft warm anziehe.

    Nun musste ich also zurück, um mir eine neue Jacke zu holen. „Entschuldigen Sie mir noch den Hinweis“, fügte ich an dieser Stelle hinzu, „aber wir sind noch nicht sehr weit gegangen: Müssen Sie nicht vielleicht auch noch einmal austreten, so wie es hier rauscht und gluckert?“ Er verbat sich diese Einmischung, so dass ich alleine ging, etwas Neues zum Anziehen zu holen und einmal für die kleinen Jungs zu gehen. Aber meine Jacke mit dem dicken Fellkragen stand ihm wirklich gut, fand ich.

    Als ich schließlich an den Strand zurückgekehrt bin, war er schon ein ganzes Stück weiter gelaufen. Als ich ihn dann eingeholt hatte, sagte er sofort zu mir: „Ich muss auf die Toilette. Wir müssen zurückgehen.“ Ich begleitete ihn noch ein Stück weit, bis ich ihn schließlich aus den Augen verlor. Aber neulich habe ich ihn im Fernsehen vor einer Aufsichtsratssitzung wiedergesehen.

    So richtig erfahren habe ich ja damals von ihm damit nichts, denke ich. Obwohl ich jetzt natürlich dennoch viel weiß, was andere nicht wissen.




    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Wichtige Interna aus dem Bankbereich Der Klamauk kehrt zurück Liebe Leser, die Zeiten an den Finanzmärkten sind zu ernst, zu wichtig, aber auch zu grotesk und eigentlich sogar zu lustig, um noch länger Urlaub zu machen oder auf große Würfe zur Realisierung gewaltiger …