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     3727  0 Kommentare Beerdigungs-Börse



    Machen Sie über 1.000 % mit Gottes Segen!

    Die augenblickliche Börsensituation erinnert sehr an die erste halbe Stunde der Beerdigungsfeier von Michael Jackson. Es passiert rein gar nichts, doch die gesamte Welt ist bereits live auf Sendung. Also müssen sich die Kommentatoren irgendetwas aus den Fingern saugen. Allerweltsdinge werden so noch einmal durch die Mühle gedreht, sinnlose und dümmliche Gespräche geführt und dabei die ganze Zeit am helllichten Tag in das Innere einer verdunkelten Halle geschaut. Das war also das größte Live-Ereignis aller Zeiten. Etwas Dümmeres kann es wohl kaum geben.

    Aber so ist eben auch die Börse. Alle schauen ins Dunkel und plappern darauf los, als ob alleine das schon ausreichen würde, es licht werden zu lassen. Was für eine Existenz, so ein Leben an der Börse. Völlig außerhalb von Zeit und Raum und bar jeden Sinnes.

    Und so sitzt man dann da und weiß nicht, ob es ein trauriges Ereignis oder eine Feier wird. Die Krönung kommt dann schließlich zum Schluss, an dem einem ausführlich erklärt wird, welche Rolle Gott in diesem Geschehen gespielt hat. Welches seine Überlegungen waren, wen er wann und vor allem warum zu sich geholt hat, weil er ihn bei sich dringender brauchen kann als unten auf Erden.

    Das bleibt dem Börsianer glücklicherweise erspart. Er muss zwar das ganze Gesäusel über sich ergehen lassen, doch es bleibt alles diesseitig. Eigentlich ein Wunder, dass es noch niemand mit einer transzendenten Börsentheorie versucht hat. „Pfarrer B. erklärt Ihnen den göttlichen Willen beim Aktienmarkt: Machen Sie über 1.000 % mit Gottes Segen!“ Wäre das nicht eine treffliche Idee für einen neuen Börsenbrief beim Investor Verlag?

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Beerdigungs-Börse Machen Sie über 1.000 % mit Gottes Segen! Die augenblickliche Börsensituation erinnert sehr an die erste halbe Stunde der Beerdigungsfeier von Michael Jackson. Es passiert rein gar nichts, doch die gesamte Welt ist bereits live auf …