Banken bangen um Milliarden - Seite 2
Auch der IWF hat bereits Alarm geschlagen. Rund 50 Prozent der Gesamtverluste könnten noch in den Bankbilanzen verborgen sein, sagt IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn. Und die Europäer seien tendenziell stärker betroffen als die USA. Bankenexperte Christoph Kaserer von der TU München wird bei solchen Aussagen vorsichtig. Exakte Abschätzungen seien naturgemäß schwierig. „Glaubt man den Zahlen des IWF, ist mit weiteren Abschreibungen in dreistelliger Milliardenhöhe zu rechnen. Man muss allerdings auch sehen, dass im Fall einer wieder anziehenden Konjunktur und vor dem Hintergrund sich erholender Finanzmärkte die ursprünglichen Schätzungen des IWF möglicherweise zu hoch gegriffen sind.“
Die Entwicklung der Kreditausfälle hänge stark davon ab, ob die momentane konjunkturelle Erholung zu einem selbst tragenden Aufschwung führe, sagt auch Fairesearch-Experte Hein. „Die
Ausfallquote dürfte aber 2010 in jedem Fall hoch bleiben.“ Davon gehen auch die Institute selbst aus. „Die Banken haben schon seit geraumer Zeit damit begonnen, ihre Eigenkapitalquoten zu erhöhen“,
sagt TU-Professor Kaserer. „Dies ging auch zulasten des Neugeschäfts. Damit sollten Puffer vorhanden sein, die einen Teil der zu erwartenden Risikovorsorge auffangen können.“
Hohe Belastungen für die Banken erwartet Andreas Pläsier von M.M. Warburg. „Die Institute sind aber darauf vorbereitet. Die Deutsche Bank hat bereits im zweiten Quar-tal eine höhere Vorsorge
getroffen. Die Commerzbank ist mit staatlichem Kapital so ausgestattet, dasssie selbst eine weitere Milliardenbelastung im nächsten Jahr verkraften kann. Auch Aareal Bank und Postbank haben
Kapitalpuffer gebildet.“
Die Deutsche Bank ist nach Einschätzung von Hein zudem weniger stark in Risikosegmenten positioniert und wird nach 2009 auch im nächsten Jahr profitabel arbeiten. „Sie liegt über ihrer
Zieleigenkapitalquote von zehn Prozent. Auch nach der Übernahme wird sie wohl keine Kapitalerhöhung benötigen.“ Anderen ergeht es schlechter. Viele Institute sind bereits durch Abschreibungen auf
faule Wertpapiere stark geschwächt und mangels Gewinnen nicht in der Lage, noch etwas zurückzulegen. „Es gibt meines Erachtens sicher eine Tendenz bei Instituten, die etwas klamm sind, das
Abschreibungspotenzial über den Zeitablauf zu strecken“, sagt Pläsier. Das geht aber nur so lange gut, wie die Konjunktur wieder rasch in Gang kommt.