Chipsektor
Keiner will Hynix
Die Aktie des koreanischen Halbleiter-Riesen Hynix Semiconductor hat eine hervorragende Entwicklung hinter sich. 2009 konnte sich der Titel mehr als verdreifachen. Er profitierte dabei von der
deutlichen Erholung der extrem zyklischen Speicherchip-Branche. Jetzt stehen dem Papier aber möglicherweise schwere Zeiten bevor, denn ein großes Aktienpaket des Konzerns steht zum Verkauf – und
keiner will es haben.
Vor rund 10 Jahren stand Hynix so gut wie vor dem Aus. Der Halbleiterkonzern, der vor allem auf die Produktion von DRAM-Speicherchips spezialisiert ist, war zu schnell gewachsen. In der
Branchenkrise um die Jahrtausendwende geriet er dann ins Schleudern. Nur das Eingreifen eines großen Gläubigerkonsortiums und der Leitung der Korea Exchange Bank konnte das Unternehmen vor dem
sicheren Untergang retten. Die Gruppe pumpte Milliarden in die angeschlagene Gesellschaft, und ließ sich ihr Engagement mit neuen Anteilsscheinen vergüten. Doch bis heute ist ihr der Exit nicht
gelungen.
Das Gläubiger-Konsortium sitzt auf 28 Prozent der Anteile, die derzeit einen Marktwert von mehr als 3 Milliarden Dollar aufweisen. Bereits im letzten Jahr versuchte die Gruppe, ihr Anteilspaket
loszuschlagen. Koreas große Industriekonzerne zeigten der Offerte aber die kalte Schulter. Der einzige Interessent war das Chemie-Konglomerat Hyosung; und dieses war als Bieter denkbar ungeeignet.
Analysten bezweifelten von Anfang an, dass das mittelgroße Unternehmen den Einstieg bei dem Chip-Giganten mittelfristig stemmen könne. Schlussendlich zog sich Hyosung von der Transaktion
zurück.
Inzwischen erholte sich die Speicherchip-Branche weiter, und die Hynix-Gläubiger schrieben ihr Aktienpaket erneut zum Verkauf aus. Allerdings endete die Angebotsfrist – die auf Drängen der
Regierung bereits um zwei Wochen verlängert worden war – am vergangenen Freitag. Diesmal hat sich kein einziger Bieter gefunden. Die Gläubiger wollen ihre Anteile aber lieber heute als morgen zu
Geld machen, denn niemand weiss, wie lange der Aufschwung auf dem Speicherchipmarkt noch anhält. Die Gefahr besteht, dass die Eigner die Ppaiere nun Zug um Zug am Markt abladen werden. Das
Konsortium hat zuletzt mitgeteilt, lediglich 15 Prozent der Anteile behalten zu wollen.