Anlagestrategie

Investieren Sie in 3 D!

Hubert Thaler, Vorstand der TOP Vermögen AG

Defensiv: Defensiv heißt, hohe Verluste zu vermeiden. Ein Rückgang von 20% kann nur mit einer Erholung um 25% geheilt werden, bei 50% sind aber schon 100% Rendite nötig. Griechische Staatsanleihen sind nicht umsonst zum Schnäppchenpreis zu haben. Sollte die deutsche Öffentlichkeit Europa die Solidarität aufkündigen, wäre es vermutlich nur eine Frage von Stunden bis Griechenland den berüchtigten Hair-Cut auf die ausgegebenen Anleihen ankündigt. Ein Ausfall von Staatsanleihen ist übrigens gar nicht so selten. Griechenland hat seit dam Jahr 1800 fünf Mal umgeschuldet, Spanien achtmal und Venezuela sogar zehnmal. Auch Deutschland liegt mit sieben Umschuldungen weit vorne auf der Rangliste.

Diszipliniert: Klare Ziele helfen gerade in turbulenten Zeiten eine ruhige Hand und die notwendige Geduld zu bewahren. Gute Anlageideen brauchen häufig Zeit. Die entscheidenden Fragen sind: Wo ist der rote Faden in Ihrem Portfolio? In welchen Themen kennen Sie sich wirklich gut aus, von welchen Themen sollten Sie besser die Finger lassen? Disziplin bei der groben Portfoliostruktur und eine gesunde Portion Pragmatismus bei der konkreten Wertpapierauswahl können dabei sehr erfolgreich Hand in Hand gehen: Warren Buffetts Berkshire Hathaway Fonds hatte gelegentlich Ähnlichkeiten mit einem Gemischtwarenladen. Die Gemeinsamkeiten der erworbenen Unternehmen waren eher im Verborgenen zu finden gewesen: beim Geschäftsgebaren und in den Bilanzen.

Diversifiziert: Die Anlagen streuen. Nicht alle Eier in einen Korb legen! Nicht erst seit Markowitz ein zu Recht vielbeachteter Anlagegrundsatz. Dies gilt nicht nur für das ganze Portfolio, sondern auch für einzelne Wertpapiere und Länder. So hat Nintendo nur sehr wenige marktgängige Produkte; die Volkswirtschaften in Ländern wie Russland oder Norwegen werden heftig vom Ölpreis beeinflusst. Solche Engagements sollten sehr bedacht getätigt werden. Unternehmen mit stabilen Märkten in vielen Ländern und vielen unterschiedlichen Abnehmern, zum Beispiel Pharma- oder Nahrungsmittelunternehmen, sind dagegen mit einer natürlichen Diversifikation ausgestattet.

Aber auch zu viel ist des Guten. Der Aufwand mehrere hundert Wertpapiere laufend zu beobachten steht in keinem Verhältnis zu dem zusätzlich erzielten Diversifikationsvorteil. Im Gegenteil: Bei richtig überzeugenden Themen ist die häufig empfohlene „Beistreuung“ doch viel zu Schade!

---