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    ROUNDUP  693  0 Kommentare Solarworld stürzt ab - Preisverfall und ungünstige Lieferverträge

    BONN (dpa-AFX) - Die Solarkrise hat das Photovoltaikunternehmen Solarworld erneut eingeholt. Ein drastischer Preisverfall setzt dem Unternehmen wie vielen anderen Branchenvertretern zu. Der Wettbewerb ist vor allem durch billigere Angebote aus China härter geworden. Auch führten neue Einschnitte in der deutschen Solarförderung zu einer rückläufigen Nachfrage, die durch das Auslandsgeschäft nur zum Teil kompensiert werden konnte. Zu teure Langzeitlieferverträge für Rohstoffe erforderten zudem hohe Abschreibungen. Das Ziel eines positiven operativen Ergebnisses hängte Konzernchef Frank Asbeck am Montag an den Nagel. Die Aktie stürzte ab.

    Der Umsatz ging im ersten Halbjahr um 36,6 Prozent auf 340,08 Millionen Euro zurück, dabei war die Absatzmenge gestiegen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) rutschte mit 143,8 Millionen Euro ins Minus - nach einem Plus von 70,5 Millionen Euro im Vorjahr. Gründe waren vor allem Wertberichtigungen auf Vorratsvermögen und auf Anzahlungen für Rohstoffe. Unter dem Strich kam es zu einem Minus von 159,3 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: plus 22,2 Millionen Euro).

    'WETTSTREIT DER TIEFEN TASCHEN'

    '40 Prozent Preisverfall in einem halben Jahr, das steckt kein Unternehmen so schnell weg', sagte Asbeck im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Über den technischen Fortschritt seien Preisreduktionen von jährlich maximal zehn Prozent möglich. 'Die niedrigen Preise am Markt orientierten sich nicht an den Produktionskosten, sondern daran, wer sie sich - mit staatlicher Hilfe - länger leisten kann', sagte Asbeck mit Blick auf die chinesische Konkurrenz, die seiner Ansicht nach Photovoltaikprodukte dank staatlicher Hilfe zu Dumpingpreisen auf den Markt wirft, um so die Konkurrenz in Europa und den USA auszuschalten. 'Was wir sehen, ist ein Wettstreit der tiefen Taschen.'

    Solarworld kämpft sowohl in den USA als auch auf europäischer Ebene mit Antidumping-Klagen gegen die Handelspraktiken der Chinesen. Das Unternehmen erwartet Mitte September die Annahme der Klage in Brüssel. Im Oktober, so Asbeck, würden zudem die in den USA vorläufig verhängten Zölle verschärft. In beiden Fällen hatten die Bonner die Klagen maßgeblich vorangetrieben. Neben Unterstützern gibt es selbst in Deutschland Kritiker dieses Vorgehens.

    KEIN POSITIVES EBIT MÖGLICH

    Aus derzeitiger Sicht sei kein positives EBIT möglich, teilte der Konzern somit am Morgen mit. Bisher hatte sich Solarworld noch relativ stabil gehalten und im ersten Quartal anders als viele Wettbewerber einen kleinen Gewinn erzielt. Wann es bei dem Unternehmen wieder bergauf geht, dazu äußerte sich Asbeck am Montag nicht.

    Entsprechend negativ reagierte die Börse. Die Aktie fiel zeitweise um mehr als 15 Prozent. DZ-Bank-Analyst Sven Kürten sagte etwa, die 'katastrophalen' Ergebnisse zum zweiten Quartal lägen 'meilenweit' unter den Erwartungen. Ein anderer Experte äußerte sich vor allem besorgt über die angespannte Bilanzsituation. Die begrenzte finanzielle Flexibilität schränke die Fähigkeit des Managements ein, mit strategischen Schritten auf die Situation reagieren zu können.

    'KEINE AUSWIRKUNGEN AUF UNTERNEHMENSFINANZIERUNG'

    Der Konzernchef versuchte jedoch zu beschwichtigen: 'Die Zahlen haben keine Auswirkungen auf die weitere Unternehmensfinanzierung.' Solarworld hatte erst vor wenigen Wochen seine Finanzen auf neue Beine gestellt. Wichtige Kreditbedingungen wurden neu ausgehandelt. Mit Investitionen von 50 Millionen Euro will Solarworld unter anderem die Leistungsfähigkeit seiner Anlagen verbessern. Auch beim Materialeinsatz will das Unternehmen weiter sparen, am Personal aber nicht. Es seien keine wesentlichen weiteren Anpassungen vorgesehen, sagte Asbeck.

    Viele Produzenten hierzulande kämpfen in Anbetracht des harten Wettbewerbs und fallender Zellen- und Modulpreise ums Überleben. Das Unternehmen Q-Cells aus Sachsen-Anhalt etwa befindet sich in der Insolvenz. Selbst die bisher noch erfolgsverwöhnten Maschinenbauer hat es bereits getroffen - so steht etwa der auf die Solarindustrie spezialisierte Maschinenhersteller Centrotherm ebenfalls vor der Pleite./nmu/mne/fbr




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