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    Hüfner  858  0 Kommentare „Eine Währung braucht einen Staat“ - Seite 4

    Erwarten Sie noch in diesem Jahr ein „Tapering“?

    Ich bin davon ausgegangen, dass es noch im Dezember dazu kommt. Inzwischen neige ich aber dazu, dass es verschoben wird. Die Inflation ist sehr gering – geringer als wir alle dachten – und das bedeutet, dass es eine Entlastung der Notenbanken gibt. Zudem steigen die Realzinsen durch die niedrige Inflation. Das ist ein restriktiver Effekt, der nicht noch verstärkt werden muss. Aber das zentrale Argument für mich ist, dass man solch eine diffizile Transaktion wie das Tapering, was ganz viel Kommunikation erfordert, nicht in einer Zeit machen sollte, wo man den Chef wechselt. Das sollte die neue Chefin der US-Notenbank angehen.

    Sie haben von einer Aktienblase gesprochen. Wird sie platzen, wenn die Notenbanken ihre Anleihekaufprogramme einstellen?

    Wenn es klug gemacht wird, muss sie nicht platzen. Die Aktienmärkte werden sich wahrscheinlich etwas moderater entwickeln als bisher. Es gibt dafür zwei Beispiele: 1994 und 2004. 1994 wurde es schlecht gelöst und die Märkte sind zusammengebrochen. 2004 hat man es klug gemacht. Da sind die Märkte insgesamt sogar gestiegen. Da wurden die Zinsen in regelmäßigen Abständen erhöht und die Märkte habe es geschluckt. Es wird auch diesmal am Anfang eine Unsicherheit geben, aber für die Märkte ist es gesünder, wenn die Liquidität gering ist. Anleger wollen schließlich in gesunde Märkte investieren und nicht in eine Blase.

    Könnte Gold in einem solchen Fall an Attraktivität gewinnen?

    Das glaube ich nicht. Der Goldmarkt ist von vielen Dingen getrieben, nicht nur von Krisen- und Inflationsangst. Da spielt eine Reihe von anderen Dingen eine Rolle. Indien tut sich im Augenblick z.B. sehr schwer. Das Land ist ein großer Käufer von Gold. Die Dispositionen der Zentralbanken spielen ebenfalls eine große Rolle. Die russische und mexikanische Zentralbank kaufen Gold, weil sie denken, dass der US-Dollar in Probleme kommen wird. Der chinesische Renminbi wird dann noch nicht den Dollar als Reservewährung abgelöst haben, also sichern sie sich ab. Das ist aber nicht krisengetrieben. In den Zentralbanken sitzen Profis, die sich an technischen Analysen orientieren. Mit denen sollte man als Anleger nicht unbedingt konkurrieren. Also ich würde heute kein Gold kaufen.

    Sie sehen den Renminbi als Nachfolger des US-Dollar als Reservewährung. Was ist mit dem Euro?

    Der Euro hat ein bisschen an Attraktivität verloren in den letzten Jahren. Er wird aber wieder gewinnen. Den Dollar ablösen wird der Euro aber nicht. Es wird zu einem Multi-Währungs-System kommen, mit Dollar, Euro und Renminbi. Das britische Pfund und der japanische Yen werden da keine Rolle spielen. Der Dollar wird in diesem System aber nach wie vor die dominierende Rolle spielen.

    (PD)

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    Patrick Daum
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    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
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    Verfasst von 2Patrick Daum
    Hüfner „Eine Währung braucht einen Staat“ - Seite 4 Martin Hüfner, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Assenagon, sprach exklusiv mit FundResearch unter anderem über den Stand der Finanzkrise in Europa, den Weg, den die EU politisch einschlagen sollte und die Entwicklung der Aktienmärkte.