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    Doom-Charts  8629  2 Kommentare Falsche Horrorszenarien - Alles nur Panikmache?

    Seit dem Dilemma um die US-Investmentbank Lehman Brothers und dem damit einhergehenden Ausbruch der Finanzkrise sind Horrorszenarien ein Renner. Immer wieder versetzen Panikmacher Anleger und solche, die es vielleicht gerne wären, in Aufruhr. Doch bewahrheitet haben diese sich bislang nicht. Was steckt dahinter?
     
    Allein dieses Jahr sorgten verschiedene Szenarien für schlechte Stimmung. Es schien beinahe so, als sei das Vergleichen und Übereinanderlegen von Chartverläufen zu einem neuen Trendsport geworden. 
     
    Im Februar sollte ein grafischer Vergleich der Börsenkursentwicklung des Dow Jones von 1928 bis 1930 und der heutigen Kursentwicklung die Anleger vor einer Katastrophe warnen – letzten Endes sorgte er aber lediglich für ein leichtes Aufschrecken. Chart of Doom nannte sich das Modell. Eine Katastrophe wie Ende der 1920er Jahre wollte sich – zum Glück – partout nicht einstellen. Aber für ein bisschen Panikmache reichten die Parallelen.
     
    Anfang April legten die Panikmacher wieder los: Ein Chart zog Parallelen vom S&P 500 mit dem Verlauf im Jahr 1987. Damals stieg der S&P zunächst stark an, ehe er am Schwarzen Montag um über 20 Prozent einbrach. Verläufe wurden penibel verglichen, doch ein neuer Oktober-Crash stellte sich auch hier nicht ein. 
     
    Im Mai ging der Analyst Tom DeMark noch einen Schritt weiter. Statt Chartverläufe zu vergleichen, prognostizierte er genaue Verhaltensmuster der Charts, auf die ein Einbruch folgen würde. Sogar ein Datum für den Einbruch definierte er: Nach der US-Präsidentenwahl im November 2016. Doch aufgrund der Häufigkeit solcher Vorhersagen werden diese nicht mehr für voll genommen. 
     
    Dass solche Szenarien nicht erst seit diesem Jahr versagen, zeigt ein Überblick des „Wall Street Journal Deutschland“. Dabei werden vier verschiedene Prognosen aufgegriffen und wiederlegt. Angefangen mit der These eines Einbruchs der Wirtschaft und des Aktienmarktes, über das Ende des Euro sowie einen irrsinnigen Goldpreis bis hin zu einer Hyperinflation. Allesamt Thesen, die namhafte Vertreter hatten – sich aber bis heute nicht bewahrheitet haben. 
     
    Dow Jones seit dem 1. Januar 1990: 
     
     
    Das Journal zitiert beispielsweise den Analysten Robert Prechter mit den Worten, dass „der Dow, der jetzt bei 9.686,48 Punkten liegt, in den nächsten vielleicht fünf oder sechs Jahren wahrscheinlich deutlich unter 1.000 Punkte fällt, weil ein großer Marktzyklus endet…“. Noch 2011 prophezeite der US-Investor Harry Dent, der Dow Jones würde auf 3.000 Punkte abstürzen. Tatsächlich aber ist der Dow Jones seit 2009 fast permanent gestiegen – auf mittlerweile über 16.000,00 Punkte. Der Chart zeigt zwar den Einbruch in den Jahren zwischen 2007 und 2009, doch wurden die Spitzenwerte von vor der Krise längst übertroffen. 
     
    Auch der Euro ist trotz aller Skepsis und Kritik alles andere als erledigt. Laut WSJ schrieb der Economist noch 2011: „Ohne einen dramatischen Sinneswandel der [Europäischen Zentralbank] und der Führer Europas, könnte die Einheitswährung binnen Wochen auseinanderbrechen.“ 
     
    Der Goldpreis  im 5-Jahres-Chart:
     
     
    Ebenso wurde ein exorbitanter Anstieg des Gold-Preises vorausgesagt. Im Dezember 2009 verkündete der Vorstandschef von Euro Pacific Capital, Peter Schiff, laut WSJ, ein Goldpreis von über 5.000 Dollar würde ihn nicht überraschen. Der Chart zeigt, dass der Preis für eine Feinunze Gold zwar bis 2011 deutlich anstieg, aber zum Einen mit einem Höchstwert über 1.900 Dollar noch sehr deutlich von jenen 5.000 Dollar entfernt war, und zum Anderen seitdem nicht mehr gestiegen, sondern gesunken ist. 
     
    Eine letzte Prognose, die das Journal widerlegt, ist die, dass die USA, aber auch Deutschland von einer riesigen Inflation getroffen würden. „ich bin hunderprozentig sicher, dass die USA in eine Hyperinflation hineinlaufen. Nicht morgen, aber das Problem mit den so stark steigenden Staatsschulden ist, dass die Fed dann, wenn die Zeit kommt, in der sie die Zinsen erhöhen sollte, sehr zögerlich sein wird und die Inflation sich daher beschleunigen wird“, sagte Marc Faber laut WSJ im Mai 2009 auf Bloomberg. Doch trotz des Quantitative Easings der Fed, das die US-Notenbankchefin Janet Yellen derzeit im Übrigen wieder zurück schraubt, sind die USA nicht sehenden Auges in eine Inflation gerannt. Und auch in Europa herrscht alles andere als inflationäre Stimmung. Vielmehr versucht die EZB, die Inflationsrate auch nur ein bisschen anzuheben. 
     
    Was bleibt von den falschen Prognosen?
     
    Was ist der Schluss aus diesen vielen Prognosen von Horrorszenarien, die sich dann – zumindest bis heute – nicht bewahrheitet haben? Kann die Vielzahl vielleicht sogar gefährlich werden, wenn die Akteure eines Tages abgestumpft sind von solchen Szenarien und dann entscheidende Hinweise missachten? Denn Korrekturen und Marktbereinigungen sind trotz falscher Prognosen in verschiedenen Bereichen, wie dem Technologiemarkt, durchaus realistisch. 
     






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