Egbert Prior
Biotest - Forschungspipeline mit Blockbusterpotential
Eine Gewinnwarnung schickte den Kurs auf Talfahrt. Aktuell kosten die Stämme 79 Euro. Das Allzeithoch im März lag mit 93,80 Euro noch um ungefähr 20% höher. Aus unserer Sicht bietet sich eine günstige Einstiegsgelegenheit. Denn die Prognoseänderung fällt wenig dramatisch aus. Ursprünglich hatte Biotest für 2014 einen Umsatzanstieg um 10% in Aussicht gestellt, jetzt werden 7% Plus erwartet. Der operative Gewinn sollte ebenfalls um 10% steigen, in der neuen Prognose ist nur noch von einem leichten Gewinnanstieg die Rede. Eine Reihe von Belastungsfaktoren wie beispielsweise die Krisenherde Irak, Israel oder Ukraine lassen den Vorstand vorsichtiger werden. Doch an der grundlegenden Biotest-Story hat sich nichts geändert. Blutplasmaprodukte sind das angestammte Geschäftsfeld. Bis 2020 will das Unternehmen durch Investitionen von mehr als 250 Millionen Euro den Umsatz auf 1 Milliarde verdoppeln. Letztes Jahr gingen 501 Millionen Euro durch die Bücher, dabei wurden 32 Millionen nach Steuern verdient. Der Börsenwert gut 1 Milliarde Euro. Das erscheint zunächst viel. Doch Sie dürfen die zweite Geschäftssparte Biotherapeutika nicht vergessen. Die Forschungspipeline ist mit einigen vielversprechenden monoklonalen Antikörpern bestückt. Der Wirkstoff gegen Rheuma (BT-061) könnte im kommenden Jahr die klinische Testphase III erreichen. In diesem Fall winken Meilensteinzahlungen durch den Entwicklungs- und Vermarktungspartner Abott in Höhe von mehr als 100 Millionen Dollar. Auch ein Antikörper gegen Blutkrebs (BT-062) zeigt in der klinischen Testphase II gute Resultate, hier könnte es demnächst zu einer Verpartnerung mit einem großen Pharmaunternehmen kommen. Biotest sieht bei BT-062 Blockbusterpotential, das heißt, der jährliche Spitzenumsatz für ein entsprechendes Medikament könnte den Schätzungen zufolge mehr als 1 Milliarde Dollar jährlich erreichen. Freilich sollte man die Kirche im Dorf lassen, das Risiko des Scheiterns einer Medikamentenentwicklung beträgt in der Phase II statistisch gesehen 50% und mehr. Davon unberührt bliebe aber das hochprofitable Geschäft mit Blutplasma. Auf dieser Basis konnte es sich Biotest im ersten Halbjahr leisten, erstaunliche 34 Millionen für Forschung und Entwicklung auszugeben. Das entspricht 13% vom Umsatz. Fazit: Ein neues Allzeithoch ist nur eine Frage der Zeit.