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    Schottland - Risiken  2666  3 Kommentare Finanzmärkte zittern vor möglicher Spaltung Großbritanniens - Pfund bricht ein

    LONDON (dpa-AFX) - Eine neue Umfrage hat Investoren schlagartig die Gefahr einer Spaltung Großbritanniens vor Augen geführt. Entsprechend deutlich waren die Reaktionen an den Finanzmärkten zum Wochenstart. Nachdem das Forschungsinstitut YouGov am Wochenende erstmals eine Mehrheit für ein eigenständiges Schottland ermittelt hatte, geriet das Pfund am Montag ebenso unter Druck wie die britische Börse. Analysten sprachen von einem erhöhten Risiko einer Abspaltung Schottlands, warnten zugleich aber davor, in Panik zu verfallen.

    Das britische Pfund fiel am Montag zum amerikanischen Dollar um mehr als ein Prozent zurück. Im Tief kostet die gemeinsame Währung des Vereinigten Königreichs 1,6103 US-Dollar - so wenig, wie seit zehn Monaten nicht mehr. Auch zu anderen wichtigen Währungen wie dem Euro, dem japanischen Yen oder dem Schweizer Franken gab das Pfund spürbar nach. Am britischen Aktienmarkt fiel der Börsenindex FTSE 100 um rund ein Prozent. Britische Staatsanleihen dagegen erhielten als sicher geltende Anlagen Zulauf.

     

    ANALYSTEN BERUHIGEN

    Die Schotten werden in knapp eineinhalb Wochen (18. September) darüber entscheiden, ob sie weiter zu Großbritannien gehören oder einen eigenständigen Staat haben wollen. Bisher waren die Gegner einer Loslösung in allen Umfragen in der Überzahl gewesen. Allerdings waren die Befürworter einer Abspaltung in den letzten Wochen auf dem Vormarsch: Vor gerade einem Monat hatte das Unabhängigkeitslager in der YouGov-Umfrage noch einen Rückstand von mehr als 20 Prozentpunkten. Dieses Bild hat sich mittlerweile gedreht.

    Bankvolkswirte kommentierten dennoch mit kühlem Kopf: "Ein Umfrageergebnis allein bedeutet nicht, dass eine Abspaltung jetzt sehr wahrscheinlich ist", sagte Robert Wood, Chefökonom für Großbritannien bei der Berenberg Bank. Wie andere Analysten verwies er auf das knappe Ergebnis, das im Rahmen gewöhnlicher Messfehler liege. "Allerdings haben die Befürworter einer Abspaltung Schwung gewonnen", sagte Wood. Analysten unterstrichen, dass es weitere Umfragen anderer Institute gebe, die immer noch eine Mehrheit gegen die Loslösung Schottlands zeigten.

     

    UMFRAGEN NICHT IMMER ZUVERLÄSSIG

    Die Ökonomen von der amerikanischen Bank JP Morgan zogen unterdessen einen Vergleich zum Unabhängigkeitsversuch, den die kanadische Provinz Quebec Mitte der 1990er Jahre angestrebt hatte. Experte Allan Monks wies darauf hin, dass seinerzeitige Umfragen den Zuspruch zu einer Loslösung von Kanada überzeichnet hätten. Letztlich tendierten viele Wähler dazu, entgegen vorheriger Meinungsäußerungen in Umfragen den "Status quo" zu bevorzugen, heißt es in einem Kommentar der US-Bank. "Das ist aber keine Garantie, dass es beim schottischen Referendum die selbe Tendenz geben wird."

    Ungeachtet der neuen Umfrage gehen Analysten mehrheitlich immer noch davon aus, dass sich Schottland nicht von Großbritannien lossagen wird. Sollte es doch anders kommen, sehen Beobachter Risiken sowohl für Schottland als auch das Vereinigte Königreich. Viele Fragen, die sich aus einer Abspaltung ergeben würden, sind bisher unbeantwortet.

     

    RISIKEN EINER ABSPALTUNG

    Wirtschaftlich gilt es unter anderem als fraglich, welche Währung ein eigenständiges Schottland haben würde. Die Befürworter einer schottischen Unabhängigkeit möchten gerne das Pfund behalten, was die Londoner Regierung aber strikt ablehnt. Politisch sehen Beobachter im Falle einer Loslösung Schottlands ein erhöhtes Risiko, dass sich der Rest des Vereinigten Königreichs weiter von der Europäischen Union abwendet und eventuell ganz austritt./bgf/jsl/stb




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