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    Russland-Krise  14197  8 Kommentare Putin überlässt den Rubel dem freien Markt - Der Anfang vom Ende?

    Der Rubel auf Talfahrt, der Ölpreis im Keller und ein Ende ist nicht in Sicht. Für Russland wird die Lage von Tag zu Tag brenzliger. Doch ausgerechnet jetzt überlässt Putin den Rubel sich selbst. Stürzt er Russland damit endgültig in eine neue Rubel-Krise?

    „Rubel auf Talfahrt“, „Rubel im freien Fall“, „Rubel stürzt ins Bodenlose“ – Seit Wochen ist es die immer gleiche Nachricht: die russische Währung verliert mehr und mehr an Wert. Am Donnerstag nun der nächste Tiefpunkt. Ein US-Dollar kostete 46 Rubel – zum ersten Mal in der Geschichte. Nie zuvor mussten mehr Rubel für einen US-Dollar gezahlt werden. Auch gegenüber dem Euro gab der Rubel erneut deutlich nach.

    Die Talfahrt des Rubels, es scheint immer mehr zu einem Fass ohne Boden zu werden. Bereits im September fragte wallstreet:online: „Wie lange dauert es noch, bis die russische Wirtschaft unter der Last der Probleme zusammenbricht?“ (Lesen Sie hierzu: Rubel stürzt ins Bodenlose - Droht Russland der Kollaps?)

    Von Sanktionen über Ölpreis bis hin zur Kapitalflucht

    Die Liste der Probleme ist lang: Zu den immer schärferen westlichen Sanktionen gegen Russland kommt ein massiver Vertrauensverlust der Märkte. Anleger zeigen sich zunehmend verunsichert, investieren lieber nicht in Russland und auch diejenigen, die bereits im russischen Markt aktiv sind, ziehen ihr Kapital vorsichtshalber an. Die Folge ist eine massive Kapitalflucht, der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt den diesjährigen Kapitalabfluss auf bis zu 150 Milliarden US-Dollar. Doch es ist bei Weitem nicht Russlands einzige Sorge.

    Ölpreis könnte zum Sargnagel werden

    Auch der fallende Ölpreis macht Russland als einem der größten Ölexporteure der Welt zu schaffen. Damit steht ein Verlierer des spannenden Machtpokers um den Ölpreis schon fest und der Ölpreis könnte für Russland zum Sargnagel werden. Putin vermutet hinter dem Preissturz auch politische Gründe. In manchen Krisenmomenten wachse der Eindruck, dass die Politik bei der Preisgestaltung für Energieressourcen die führende Rolle spielt, sagte der russische Präsident laut „Handelsblatt“.

    Die „Welt“ vermutete, dass der Preisverfall am Ölmarkt, ähnlich wie 1998, zu einer neuen Rubel-Krise führen könnte. Die Parallelen zwischen 1998 und heute seien schon erschreckend, wird die amerikanische Citi zitiert. Eine neue Rubel-Krise hätte dramatische Folgen, vor allem für die russische Bevölkerung. Bereits jetzt ist die Inflation auf 8,3 Prozent angestiegen. Das könnte dem Bericht zufolge bald einen Banken-Run auslösen, nämlich dann, wenn die Russen endgültig das Vertrauen in ihre Währung verlieren und panikartig versuchen, es in sichere Devisen umzutauschen.

    Der Schuldenberg wächst, der Staatsschatz schmilzt

    Darüber hinaus leiden auch russische Unternehmen enorm unter der Rubel-Talfahrt. Ohnehin geschwächt durch die westlichen Sanktionen, müssen sie immer mehr Rubel aufbringen, um ihre Schulden zu begleichen. Denn diese werden zum großen Teil in US-Dollar gehalten. Somit bleibt den Firmen keine andere Wahl als die Devisenreserven der russischen Zentralbank bzw. den staatlichen Notfallfonds anzuzapfen. Die Folge: Der russische Staatschatz schmilzt und rangiert derzeit auf dem tiefsten Wert seit fünf Jahren, schreibt die „Welt“.

    Fakt ist: Eine weitere Talfahrt des Rubels könnte das Fass zum Überlaufen bringen und Russland in eine schwere Finanzkrise stürzen. Das Schicksal Russlands hängt also in hohem Maße von seiner eigenen Währung ab. Was also tut die russische Zentralbank? Den Rubel mit Stützkäufen schützen?

    Notenbank überlässt den Rubel sich selbst

    Weit gefehlt, genau das Gegenteil ist der Fall. Wie die „Welt“ berichtet, will die russische Notenbank künftig keinen bestimmten Rubel-Kurs mehr verteidigen. Damit gebe Putin das Schicksal der russischen Währung und damit seiner Ökonomie in die Hände der Finanzmärkte, schreibt sie. Für Neil Shearing, Stratege Schwellenländer beim Analysehaus Capital Economics, ist der Rubel durch diese Entscheidung faktisch zu einer „sich frei bewegenden Währung“ geworden.

    Die einen mögen diesen Schritt als Liberalisierung feiern, immerhin überlässt Putin den Rubel dem freien Markt. Und der wird‘s vermeintlich schon richten. Andere wiederum dürften hierdurch erst recht alarmiert sein. Für sie ist es keine Liberalisierung, ihrer Meinung nach wirft Putin damit das Schicksal Russlands den Raubtieren zum Fraß vor. So oder so – die Gefahr eines Kollapses scheint heute realer denn je.

    Russischer Rubel - US-Dollar im Ein-Jahres-Chart

    Ölpreis im Ein-Jahres-Chart





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