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    Fracking vs. OPEC  10142  1 Kommentar Spannender Machtpoker um den Ölpreis!

    Die Ölpreise sind auf Talfahrt, Saudi-Arabien könnte den Markt beruhigen – tut es aber nicht. Denn im Hintergrund tobt ein spannender Machtkampf. Im Zentrum steht die Frage, wie robust der Fracking-Boom in den USA tatsächlich ist.

    Dass Worte eine große Wirkung haben können, dürfte Mario Draghi am besten wissen. Ein einziger Satz des EZB-Chefs reichte 2012 aus, um die Märkte zu beruhigen. Aus Mario Draghi wurde „Super-Mario“, der Euro-Retter. Auch auf dem Ölmarkt könnten Worte derzeit eine beruhigende Wirkung haben, vor allem aus Saudi-Arabien, dem größten Ölproduzenten innerhalb der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC). Doch von „Whatever it takes“-Sätzen fehlt hier jede Spur. Warum eigentlich? Sollte Saudi-Arabien nicht großes Interesse daran haben, die Märkte zu beruhigen und damit die Ölpreise zu stabilisieren? Die Antwort: ein klares Jein.

    Verdächtige Stille aus Saudi-Arabien

    In der Vergangenheit gab Saudi-Arabien bereitwillig den Draghi, Aussagen hochrangiger Saudis hatten in der Branche Gewicht. Vor allem innerhalb der OPEC galt und gilt Saudi-Arabien als Wortführer. Doch im Zuge des aktuellen Preissturzes ist es verdächtig ruhig. Weder der sonst so redselige Ölminister, noch andere wichtige Figuren aus dem saudischen Ölgeschäft sind für Stellungnahmen zu erreichen. Dabei wartet die Branche fast schon vergeblich auf ein deutliches Signal, ob Saudi-Arabien seine Ölförderung zurückfahren wird, um den Ölpreis zu stabilisieren.

    Laut dem „Wall Street Journal Deutschland“ ist das Fehlen eines klaren Signals ein Zeichen für „die Spannungen innerhalb des verschlossenen Königreichs.“ Tatsächlich scheint in der Führungsriege ein Streit darüber zu toben, wie man auf die aktuelle Krise reagieren soll. Die Einen sprechen sich für das altbekannte Muster aus: Ein sinkender Ölpreis spült weniger Geld in die Staatskassen, also sollte Saudi-Arabien die Produktion drosseln, um so den Preis wieder in die Höhe zu treiben. Andere wiederum sehen im derzeitigen Preissturz eine günstige Gelegenheit, lästige Mitbewerber loszuwerden. Und so könnte hinter der fehlenden Signalwirkung in Wahrheit Kalkül stecken.

    Setzt die OPEC auf einem Preiskampf?

    Die OPEC sorgte vor wenigen Wochen für einen Paukenschlag, weil sie entgegen aller Erwartungen die Öl-Produktion bei ihrer nächsten Sitzung im November wahrscheinlich nicht senken wird. Stattdessen haben mehrere Länder, darunter auch Saudi-Arabien, ihre Verkaufspreise gesenkt, wie wallstreet:online berichtete. Dem WSJ zufolge hätte die OPEC der Welt damit „den Beginn eines Preiskampfes“ signalisiert. Sollte es tatsächlich eine Kampfansage sein, dann wohl in erster Linie an die Fracking-Industrie in den USA.

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    Fracking-Boom auf Pump

    Der Fracking-Boom in den USA dürfte der OPEC ein gewaltiger Dorn im Auge sein, immerhin muss sie angesichts der immer steigenden Fördermengen langsam aber sicher um ihre Führungsrolle im Ölmarkt bangen. Laut staatlichen Statistiken produziert die USA im Oktober 8,97 Millionen Barrel (159 Liter) Öl am Tag – Tendenz steigend. Zum Vergleich: in Saudi-Arabien sind es täglich um die 10 Millionen Barrel.

    Allerdings basiert der Fracking-Boom in den USA zum Großteil auf Pump. Vor allem kleine und mittelgroße Firmen wittern im Fracking ihre große Chance und haben sich mitunter hoch verschuldet, um einen Stück vom Kuchen abzubekommen. Allerdings könnten die immer weiter sinkenden Ölpreise den Firmen zum Verhängnis werden, da das Geschäft zunehmend unrentabler wird und sie immer weniger Geld in der Tasche haben, um ihre Schulden zu bedienen. Die Frage lautet daher: Welchen Ölpreis kann die Fracking-Industrie noch verkraften, ehe das Geschäft unprofitabel wird?

    Wie robust ist die Fracking-Industrie?

    Laut dem „Wall Street Journal Deutschland“ setzt die OPEC offenbar darauf, dass dieser Preis demnächst erreicht sein wird. Der Generalsekretär der OPEC, Abdalla Salem el-Badri verkündete demnach am Mittwoch, die Hälfte des amerikanischen Öls, das aus Schieferformationen gefrackt wird, sei auf dem aktuellen Preisniveau unwirtschaftlich. Entsprechend erwarte er, dass die Firmen ihre Produktion stoppen werden. Das dürfte der OPEC in die Karten spielen und schürt daher den Verdacht, die OPEC stabilisiere die Preise absichtlich nicht.

    Analysten aus den USA widersprechen jedoch dieser Einschätzung. Die Ölproduktion sei effizienter geworden, sowohl was die Förderwege als auch die Kosten angeht. Insofern müssten die Preise noch mindestens um 20 Dollar je Barrel fallen, ehe sich die Produktion abkühle, so die Experten laut WSJ. Das aktuelle Preisumfeld gleiche demnach eher einem Stresstest für Öl-Unternehmen und könnte allenfalls kleineren Firmen mit zu hohen Schulden oder Ölfeld-Zuliefereren zum Verhängnis werden. 80 Prozent der Firmen in der US-Schieferbranche könnten dagegen bei Preisen zwischen 40 und 80 US-Dollar je Barrel WTI weiterhin profitabel produzieren, so die Chefvolkswirtin bei Conoco Philipps, dem drittgrößten US-Ölkonzern, Marianne Kah.

    Es ist ein spannender Machtpoker, der derzeit auf dem Ölmarkt zu beobachten ist. In der Tat sprechen die Indizien dafür, dass Saudi-Arabien und die OPEC versuchen ihre Marktmacht zu sichern und dafür kurzfristig niedrige Ölpreise in Kauf nehmen. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, wie robust der Fracking-Boom in den USA wirklich ist und ob er einem Preiskampf tatsächlich gewachsen ist. Klar, dass die OPEC auf das baldige Ende des amerikanischen Frackings-Traums setzt. Ebenso klar ist aber auch, dass amerikanische Analysten dem widersprechen und stattdessen die Zukunftsfähigkeit der Branche propagieren.

    Öl (Brent) im Drei-Monats-Chart




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