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    DIW-Präsident Fratzscher  1683  3 Kommentare Deutschland lebt von Substanz - Gefährliche Investitionslücke von 80 bis 100 Milliarden Euro pro Jahr

    In der Debatte um eine Investitionslücke in Deutschland beklagt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) eine zu positive Wahrnehmung der wirtschaftlichen Stärken und Schwächen. "Deutschland lebt von seiner Substanz. Produktivität und Wachstum in Deutschland lagen in den vergangenen beiden Jahrzehnten unter den Werten der meisten anderen europäischen Länder", sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher der „WirtschaftsWoche".

    Die 60 Prozent der Deutschen mit den geringsten Einkommen hätten heute geringere Reallöhne als im Jahr 2000, zudem sei auch die Armutsquote in den letzten 20 Jahren gestiegen. "Der Schlüssel für diese Schwächen liegt bei den geringen und stark gesunkenen Investitionen in Deutschland, die zu den niedrigsten aller Industrieländer zählen. Die Berechnungen unserer DIW-Studien zeigen eine Investitionslücke von 80 bis 100 Milliarden Euro pro Jahr."

    Diese Summe macht nach Fratzschers Worten weniger als die Hälfte der Ersparnis deutscher Unternehmen und Bürger aus. Sie liege netto bei über 200 Milliarden Euro pro Jahr, "die wir ins Ausland verleihen und auch zum Teil im Ausland verlieren." Das Geld könne im Inland besser genutzt werden: "Die Investitionslücke besagt, dass wir deutlich mehr Produktivität, bessere Löhne und mehr Wachstum hätten, wenn durch bessere Rahmenbedingungen auch nur die Hälfte dieser Nettoersparnis im Inland investiert würde."

    Das Institut habe ermittelt, welche aktuellen Hindernisse dies bremsen. Dazu zählten die Unsicherheit über die Entwicklung der Energiepreise und die Befreiung von Umlagen, der Facharbeitermangel, Schwächen bei Bildung sowie der unzureichenden Verkehrs- und digitalen Infrastruktur Auch der Staat habe sich mit Investitionen "schon viel zu sehr zurückgezogen". Der Anteil der Investitionen am Bundeshaushalt sei von 13 Prozent in den 70er Jahren auf nur noch acht Prozent gesunken. "Unser Wettbewerbsvorteil wird kleiner", so Fratzscher in der „WirtschaftsWoche". "Es geht nicht darum, ob wir heute Spitze sind, sondern wie wir Spitze bleiben."

    Replik des Sachverständigenrats

    Hinter der These der Investitionslücke stecke „eine völlig willkürliche Annahme“, kritisiert der Chef der Wirtschaftsweisen Christoph Schmidt und widerspricht damit den Ökonomen des DIW. Allerdings fordere auch der Sachverständigenrat, die Rahmenbedingungen für Investitionen in Deutschland zu verbessern. Die deutsche Wirtschaft könne sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. (siehe: Chef der Wirtschaftsweisen - „Von Investitionslücke in Deutschland kann keine Rede sein“)




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    DIW-Präsident Fratzscher Deutschland lebt von Substanz - Gefährliche Investitionslücke von 80 bis 100 Milliarden Euro pro Jahr IW-Präsident Marcel Fratzscher beklagt eine zu positive Wahrnehmung der wirtschaftlichen Stärken und Schwächen. Deutschland lebt von seiner Substanz und liege bei Produktivität und Wachstum hinter anderen europäischen Ländern hinterher.

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