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     4330  0 Kommentare Ist das System am Ende?

    Wir hören es immer wieder. Von überall her und zu jeder Zeit. Das System ist nicht mehr zu retten, das System ist am Ende. Das Gesundheitssystem und das Sozialsystem sowieso. Wir haben es schon so oft gehört, dass es beinahe schon eine Alltagsweisheit geworden ist, die jeder glaubt. Mit einer Ausnahme – und das sind die Politiker.

    Doch muss man angesichts der wirtschaftlichen Situation der Bundesrepublik Deutschland an dieser Stelle nicht stutzen? Noch niemals in der Geschichte unseres Landes ist das Sozialprodukt so hoch gewesen. Noch niemals wurde so viel hergestellt, geleistet und verdient. Noch niemals war die Summe der Einkommen, die in unserem Lande erzielt worden sind, so groß. Und genau in dem Moment des geschichtlich größten Wohlstandes sollen wir pleite sein? Ist das nicht ein bisschen merkwürdig?

    Natürlich ist die Arbeitslosigkeit ebenfalls auf einem Spitzenwert der Nachkriegszeit angelangt. Doch den Gesamtkuchen hat das nicht zum Schrumpfen gebracht, was durchaus bemerkenswert ist. Wir stagnieren zwar, aber wir stagnieren auf sehr hohen Niveau. Und wir stagnieren bei einem Null-Komma-Wachstum.

    Wie passt das alles zusammen?

    Es passt folgendermaßen zusammen: Wir sind keinesfalls pleite und mitnichten auch nur annähernd am Ende. Wir haben es schlicht und einfach mit einem Verteilungsproblem zu tun. Die Einkommen, die wir erzielen, sind hoch genug, um uns alles zu leisten, was wir uns leisten wollen. Leider wird es von den falschen Leuten bezogen, nämlich denen, die nicht in die Sozialkassen einzahlen.

    Wer klug ist und sein Geld nicht in irgendwelche dümmlichen Realinvestitionen steckt, sondern an den Finanzmärkten investiert, bekommt alle Einkommen steuerfrei und steuersubventioniert – und das, ohne auch nur einen Euro in die Sozialkassen einzuzahlen. Denn Kursgewinne von Wertpapieren sind steuerfrei, die Dividenden nur halb besteuert, wohingegen der Arbeitnehmer voll besteuert wird und zusätzlich Sozialabgaben zahlen muss. Das ist die deutsche Wirklichkeit unter der rot-grünen Bundesregierung. Doch bald wird uns diese Wirklichkeit auch die Bürgerversicherung bringen. Das wird hart, doch dann sind wir plötzlich nicht mehr pleite und keinesfalls mehr am Ende.

    berndniquet@t-online.de

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Ist das System am Ende? Wir hören es immer wieder. Von überall her und zu jeder Zeit. Das System ist nicht mehr zu retten, das System ist am Ende. Das Gesundheitssystem und das Sozialsystem sowieso. Wir haben es schon so oft gehört, dass es beinahe schon eine …