Und wieder machen Kurse Nachrichten
Was kann so eine Rally aufhalten? Das ist immer die Frage, die man sich stellt. Wir alle wissen, dass eine Konsolidierung längst überfällig war. Und auch der Zeitpunkt – nach dem Test der 12.000er Marke im DAX und nach dem großen März-Verfallstag – passt perfekt. Müssen also wirklich weitere Gründe gefunden werden? Und welche Auswirkungen haben diese vermeintlichen Gründe tatsächlich? Das sind interessante Fragen, deren Antworten nie eindeutig ausfallen werden.
Kurse machen Nachrichten
Sie kennen jedoch meine Meinung: Kurse machen Nachrichten, nicht umgekehrt. Aktuell werden für den gestrigen Kursrückgang die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten und hier speziell zwischen Saudi Arabien, dem Jemen und dem Iran verantwortlich gemacht. Da Saudi Arabien ein wichtiger Ölexporteur ist, reagiert dementsprechend zunächst der Ölpreis mit einem Aufwärtsimpuls. Und logisch, steigende Ölpreise belasten den Markt – so die Erklärung. Doch Moment: Waren es nicht vor kurzem noch die fallenden Ölpreise, die den Markt belasteten? Eben, weil ein fallender Ölpreis angeblich auf eine sich abschwächende Weltwirtschaft hindeutet? Das war zumindest in den Medien zu lesen.
Sie sehen, es geschieht irgendetwas am Markt und dann werden verzweifelt Gründe gesucht. Diesmal sollen also neben einem militärischen Konflikt auch der Ölpreis verantwortlich sein. Damit wird nun der Euro als Sündenbock der vergangenen Tage abgelöst, vermutlich weil er gestern nicht weiter gestiegen ist. Schauen wir uns aber doch einmal den Ölpreis an:
Sicher, wir sehen gestern eine starke Kerze im Ölpreis, aber insgesamt ist hier noch nichts Weltbewegendes geschehen. Dieser kleine Ölpreis-Impuls soll als Grund für einen zeitweiligen DAX-Einbruch von zwei Prozent herhalten können? Nein, eher nicht.
Aber natürlich könnte dieser neue Konflikt im Nahen Osten, wenn er sich denn massiv ausweiten sollte und dann irgendwann tatsächlich große Ölfelder bedroht sind, über den Ölpreis zu einer Belastung der Märkte werden. Und keine Frage, die Börse würde so etwas über fallende Kurse einpreisen. Aber derzeit ist diese Begründung als "Auslöser" einer Konsolidierung zu wenig.
Irgendeine Nachricht zur richtigen Zeit
Es ist wie so oft: Wenn solche Nachrichten auf einen stark überkauften Markt treffen, der dringend einer Korrektur bedarf, dann haben diese Nachrichten es wesentlich leichter, als Auslöser eingestuft zu werden. Und nur dann wird sie auch die ohnehin schon nervösen Anleger dazu bewegen, sich von ihren Aktien zu trennen, um Gewinne mitzunehmen. Genau das ist gestern geschehen, mehr nicht.