Grüner Fisher
Das kann doch nicht seriös sein! - Seite 3
In optimistischen Phasen lauert die nächste Gefahr: Es wird angenommen, dass der Markt ja ohnehin läuft. Anleger überschätzen sich und ihre Fähigkeiten und begeben sich auf die Suche nach einer spekulativen Zusatzrendite. Der Markt ist nicht genug - Aktionismus hilft! „Korrekturen ausklammern, Aufwärtsphasen voll mitnehmen“ ist das Motto dieser Illusion. Viele Aktien „überleben“ diesen Drang nach Aktivität nicht und fliegen in schöner Regelmäßigkeit zu - in Stop-Loss-Strategien per Definition - ungünstigen Zeitpunkten aus dem Portfolio. Emotionen schlagen den Verstand! Aktien langfristig zu halten scheint unabhängig von der Marktphase schwierig zu sein. Bei Anleihen funktioniert dies deutlich besser! Diese werden - auch wenn es nicht immer Sinn macht - disziplinierter bis zur Endfälligkeit gehalten. Hier lauert bereits die nächste Falle: Im aktuellen Nullzinsniveau wird das Kursrisiko von Anleihen mit langen Restlaufzeiten drastisch unterschätzt. Der derzeitig vorherrschende Irrglaube an die fortwährende Kurspflege der Notenbanken ist gefährlich!
Fehler, die nicht als solche wahrgenommen werden
In unseren Depotchecks finden wir selten ausgewogene Portfolios, die tatsächlich einer Strategie folgen, welche diesen Namen auch verdient. Meist werden die Depots aus den verschiedensten
Aktientipps, Börsennewslettern und Medienempfehlungen zusammengebastelt. Patchwork im negativen Sinn. Oft ist keinerlei übergeordnete Strategie zu erkennen. Viele Interessenten zucken auf die
Frage nach Ihrer bisher verfolgten Strategie nur mit den Schultern. „Wertpapiere kaufen und verkaufen“ lautet oft die Antwort.
Dies führt zu vielfältigen Anlagefallen: Vor allem mangelnde Diversifikation ist dabei sehr gefährlich. Einzelaktien werden fast immer viel zu hoch gewichtet. „Lieblingsaktien“ sollten Sie
dabei IMMER vermeiden. Gehen Sie keine „emotionalen Beziehungen“ mit Ihren Wertpapieren ein. Dies verhindert einen neutralen Blick. Gerne wird auch der deutsche Heimatmarkt überproportional
bevorzugt. Man unterliegt auch hierbei der Illusion, sich mit den hiesigen Unternehmen besser auszukennen. Ein echter Wissensvorsprung ist jedoch - nüchtern betrachtet - nicht vorhanden.