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    Schlafmangel als Verhandlungsstrategie  3223  2 Kommentare Die schlaflose Nacht von Brüssel - Alles politisches Kalkül?

    Der Marathon-Gipfel ist beendet – 17 Stunden lang haben die Staats- und Regierungschefs der Eurozone in Brüssel um eine Einigung im Schuldenstreit gerungen und sich dabei einmal mehr die Nacht um die Ohren geschlagen. Gegen 08:45 Uhr dann die die Erlösung: „Agreement“, twitterte der belgische Premierminister Charles Michel.

    Tagesschau, Tatort, evtl. noch die übliche Talkrunde gucken und danach ab ins Bett – So sieht für viele Deutsche der typische Sonntagabend aus. Nicht so für die Beteiligten der griechischen Schuldenkrise. An Schlaf war in Brüssel überhaupt nicht zu denken. Stattdessen diskutierte, feilschte und stritt man bis weit in den Montagmorgen hinein. Am Ende bleibt die Stoppuhr bei 17 langen Verhandlungsstunden stehen. Das sind 1020 Minuten bzw. 61.200 Sekunden, in denen Merkel und Co. bis ans Äußerste ihrer Kräfte gingen, um doch noch eine Einigung im Schuldenstreit zu erzielen.

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    Und worauf haben sie sich nun geeinigt? So lautet logischerweise die wichtigste Frage nach dem Marathon-Gipfel, die hier beantwortet wird. Aber seien wir ehrlich... Die Frage, die uns wirklich unter den Nägel brennt, ist diese hier: Wie um Himmels willen schaffen es die Politiker 17 Stunden lang ohne Schlaf durch zu verhandeln?

    Schlafmangel als politisches Kalkül

    Politiker sind auch nur Menschen. Insofern war den Beteiligten der Schlafentzug am Montagmorgen deutlich anzumerken. Egal ob Merkel, Tusk, Juncker oder Tsipras – sie alle konnten ihre Übermüdung nur schwer verbergen. Trotzdem ist es für keinen von ihnen ein Novum. Im Gegenteil: Endlose Debatten, schlaflose Nächte – das alles gehört für sie quasi zum Alltag. Und das nicht ohne Grund. Denn hinter einem solchen nächtlichen Verhandlungsmarathon steckt durchaus politisches Kalkül.

    Natürlich könne man Schlafmangel als Verhandlungsvorteil einsetzen, erklärt Dieter Kunz, Chefarzt der Klinik für Schlaf- und Chronomedizin am Berliner St. Hedwig-Krankenhaus im Interview mit dem „Handelsblatt“. Je nach Schlaftyp gebe es Menschen, die morgens um 4 oder 5 Uhr keine Leistungen mehr bringen könnten, egal, wie viel oder wenig Schlaf sie zuvor gehabt haben, so der Schlafforscher. Entscheidend sei, wie stark man von seinen „inneren Uhren“ getaktet sei. Menschen, die sehr davon beeinflusst werden, bräuchten ihren geregelten Schlaf, während andere durch kurze Nickerchen ihr Schlafdefizit abbauen könnten. Bundeskanzlerin Merkel scheint so ein Typ zu sein. „Der Verdacht ist, dass die Kanzlerin keine Eule ist, also nicht so stark durch dieses System getaktet ist.“ Merkel selbst hatte sich einst als „Kamel“ bezeichnet, weil sie ihren Schlafhaushalt jederzeit durch kurze Powernaps auffüllen könne.

    Zwangen die Verhandlungspartner einen übermüdeten Tsipras in die Knie?

    Die Tatsache, dass sie mit einer schlaflosen Nacht besser umgehen kann als andere, könnte für die Bundeskanzlerin also ein klarer Verhandlungsvorteil gewesen sein. Erst recht dann, wenn ihr Gegenüber ohnehin schon übernächtigt in den Verhandlungsmarathon geht. „Jemand, der bereits mit einem Schlafdefizit in eine solche Situation hineinkommt wird schneller entgleisen und eine deutliche Abnahme seiner Leistungsfähigkeit erleiden“, meint Kunz. So trivial es klingt: Gut ausgeschlafen in solche Schlafentzugssituationen zu kommen sei das A und O.

    Doch Schlaf schien gerade für Alexis Tsipras in letzter Zeit absolute Mangelware gewesen zu sein. Bei seinem Besuch im EU-Parlament am vergangenen Mittwoch war der griechische Regierungschef bereits von tiefen Augenringen gezeichnet. Dass er bis zum Sonntag seinen verpassten Schlaf nachholen konnte, ist mehr als unwahrscheinlich. „Wenn Sie mal eine Nacht nicht schlafen, hat das kaum Einfluss auf die Leistung. Wenn Sie schon mit einem Defizit in eine solche Nacht gehen, kann es nicht nur zu Leistungseinbußen führen, sondern auch zu emotional schwierigen Situation bis zu depressiven Verstimmungen“, erklärt der Schlafforscher.

    Ob die europäischen Verhandlungspartner Tsipras‘ offensichtliches Schlafdefizit gezielt ausgenutzt haben? Auf jeden Fall kam es ihnen nicht ungelegen. Andererseits dürfte es auch für sie nicht die erste schlaflose Nacht gewesen sein.



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    Schlafmangel als Verhandlungsstrategie Die schlaflose Nacht von Brüssel - Alles politisches Kalkül? Die Frage, die uns nach dem Marathon-Gipfel heimlich unter den Nägeln brennt: Wie schaffen es die Politiker 17 Stunden lang ohne Schlaf durch zu verhandeln? Fakt ist: Hinter solchen schlaflosen Nächten steckt durchaus politisches Kalkül.

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