Starökonom berät Protestpartei
Piketty und Podemos - Neues linkes Traumpaar greift nach der Macht in Europa
Wer braucht schon einen Varoufakis, wenn er einen Piketty haben kann? Die spanische Protestpartei Podemos hat sich im Wahlkampf die Hilfe des französischen Starökonomen gesichert. Kann er den Linken zum Durchbruch verhelfen?
Podemos in Spanien, Syriza in Griechenland – Beide Parteien werden oft im gleichen Atemzug genannt und das nicht ganz zu Unrecht: Beide sind aus Protestbewegungen gegen die Sparpolitik entstanden, beide haben es sich zum Ziel gesetzt, die europäische Welt ein bisschen solidarischer und auch ein bisschen linker zu machen. Und nun gibt es noch eine weitere wichtige Gemeinsamkeit: Beide haben einen ebenso charismatischen wie streitbaren Ökonomen. Syriza hat Yanis Varoufakis, Podemos hat … Thomas Piketty!
Der französische Starökonom, der mit seinem Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ weltweit für Furore sorgte, wird Podemos im Wahlkampf als Berater zur Seite stehen. Das verkündete Piketty gemeinsam mit Podemos-Chef Pablo Iglesias bei einem gemeinsamen Auftritt in Paris. So soll Piketty Teil einer internationalen Expertenkommission zur Beratung von Podemos werden und darüber hinaus an der Ausarbeitung des Wirtschaftsprogramms der Partei mitwirken, berichtet die „FAZ“.
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Piketty selbst begründete sein Engagement damit, durch einen spanischen Machtwechsel auch das „politische Gleichgewicht in Europa zu verändern“ und ein Gegengewicht zur deutschen Austeritätspolitik zu schaffen. Piketty hatte die deutsche Haltung in der Griechenland-Krise zuletzt teils heftig kritisiert (siehe hier und hier) und mehr Solidarität in Form einer Euro-Schuldenunion gefordert (wallstreet:online berichtete). Neben Podemos will der Starökonom auch die spanische Sozialistische Partei (PSOE) unterstützen. Beide Parteien hätten nur gemeinsam in Form eines Bündnisses eine Chance auf einen Machtwechsel, so Piketty.