Air Berlin Anleihe
Nicht ohne Haken - Millionen Euro Finanzspritze für Air Berlin kommt nicht billig
Im November ist bei Air Berlin eine Anleihe über 200 Millionen Euro fällig. Aufgrund roter Zahlen und fehlendem Kapitalpolster kommt die Frage auf: Wird Air Berlin die fällige Anleihe bedienen können?
Anfang September wies Air-Berlin-Chef Stefan Pichler Befürchtungen zurück, das Unternehmen könnte nicht genug Geld haben oder frisches Geld benötigen, um die Anleihe zurückzuzahlen. „Wir planen unsere Liquidität so, dass wir unseren gegenwärtigen und künftigen Verpflichtungen nachkommen können“, sagte Pichler im Interview mit der „WirtschaftsWoche“. Und ergänzte: „Das beinhaltet unsere gegenwärtigen Kreditlinien genauso wie auch zukünftige Initiativen, die wir zu gegebener Zeit bekanntgeben.“
Finanzierungsgesellschaft greift unter die Arme
Wie es aktuell heißt, kommt die angeschlagene Fluggesellschaft der Refinanzierung ihrer im November fälligen 200 Millionen-Anleihe näher: Nach Informationen der „WirtschaftsWoche“ soll die neu gegründete holländische Finanzierungsgesellschaft EA Partners, die für mehrere Beteiligungen von Air-Berlin-Großaktionär Etihad Geld einsammelt, ihr frisch initiiertes Wertpapier am heutigen Donnerstag um 200 Millionen US-Dollar aufgestockt haben. Bereits gestern sollen 500 Millionen US-Dollar zusammengekommen sein. EA Partners soll Air Berlin im ersten Schritt nun rund 130 Millionen US-Dollar leihen, das sind umgerechnet etwa 115 Millionen Euro.
Der Plan dahinter - nicht ganz billig
Die Finanzierungsgesellschaft EA Partners soll über ein spezielles Wertpapier (Notes) bis zu 1,3 Milliarden US-Dollar einsammeln. Der Kupon liegt bei 6,78 Prozent. Das Geld soll dann an Etihad-Beteiligungen wie Alitalia, Air Serbia und die Air Berlin PLC verliehen werden. Kleiner Haken mit großer Wirkung: Der Kreditzins, den Air Berlin an EA Partners zahlen muss, ist mit gut 10,5 Prozent allerdings höher als der Zins der November-Anleihe, schreibt die „WirtschaftsWoche“. Für die eigene Anleihe muss Air Berlin bislang nur 8,5 Prozent zahlen - ganze zwei Prozent weniger. Und erst recht höher als der Kupon, den EA Partners den Anlegern versprecht. Nicht Schlecht, Herr Specht. Allerdings nicht so für Air Berlin.
Einsparungen in Millionenhöhe
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In den kommenden drei Jahren will der Luftfahrtkonzern Einsparungen im dreistelligen Millionenbereich umsetzen. Wie wallstreet:online heute berichte, plant Pichler Maßnahmen, die das Ergebnis um 300 Millionen Euro pro Jahr verbessern sollen. Das Sparprogramm soll vor allem bei der Flotte, der Verwaltung und der Verpflegung an Bord greifen (mehr dazu hier).
Rote Zahlen und kein Kapitalpuffer
Bei Air Berlin stand im ersten Halbjahr unterm Strich ein Minus von 247,6 Millionen Euro (200 Millionen im Vorjahr). Der operative Verlust (Ebit) fiel mit 175,8 Millionen Euro um sieben Prozent geringer aus als in der ersten Hälfte 2014. Das Eigenkapital lag Ende Juni bei minus 575 Millionen Euro. Auch das zuletzt günstige Kerosin half kaum. Die Vorteile des billigen Treibstoffs seien durch Preissicherungsgeschäfte und den starken US-Dollar wieder aufgehoben worden. Seit geraumer Zeit hält sich Air Berlin nur dank millionenschwerer Finanzspritzen ihrer arabischen Großaktionärin Etihad in der Luft.