Deutsche Bank
Harte Pläne, milde Worte: Deutsche-Bank-Chef Cryan zeigt Kampfgeist
Seit letzter Woche gilt es, den Schock über den Rekordverlust der Deutschen Bank nach und nach zu überwinden. Zur Aufarbeitung der roten Zahlen präsentiert Co-Chef Cryan ambitionierte Sparpläne - und spricht gleichzeitig ein Lob an seine Mitarbeiter aus.
Kaum eine andere Zahl hat wohl in den letzten Tagen derart hohe Wellen geschlagen, wie die berüchtigten 6,8 Milliarden Euro, welche den Rekordverlust der Deutschen Bank eindrucksvoll zur Schau stellen. Allein im letzten Quartal 2015 belief sich der Verlust auf 2,1 Milliarden Euro. Dabei sickerte hie und da bereits die Erkenntnis durch, dass es hauptsächlich die Rechtkosten waren, welche den Löwenanteil im historischen Minus ausmachten.
Die Bilanz
Konkret werden derzeit 5,5 Milliarden Euro an Rückstellungen für juristische Angelegenheiten ausgewiesen. Aber auch andere Posten schlugen in der Bilanz negativ zu Buche. So sprach Co-Chef Cryan in einer Mitteilung an seine Mitarbeiter zusätzlich von Aufwendungen für Konzernumbau und Abfindungen von insgesamt 0,8 Milliarden Euro sowie von Abschreibungskosten in Höhe von 5,8 Milliarden Euro.
Die negativen Zahlen wirken sich vor allem auf die Kernkapitalquote aus, welche das eigene Kapital ins Verhältnis zu den Risikopositionen setzt. So ist dieser Puffer im vergangenen Jahr um 0,6 Prozent auf 11,1 Prozent zurückgegangen. Insgesamt muss die Deutsche Bank, welche als systemrelevant gilt und daher besonders strenge Auflagen zu erfüllen hat, künftig eine Quote von mindestens 12,25 Prozent vorweisen. Für eine Kapitalerhöhung gebe es Cryan zufolge aber keine Notwendigkeit. Allein der bislang noch nicht abgeschlossene Verkauf der Anteile an die chinesische Bank Hua Xia soll die Quote wieder auf 11,7 Prozent steigen lassen.
Bei der zweiten wichtigen Kapitalkennziffer, der sogenannten Leverage Ratio, kommt die Deutsche Bank auf einen auch im letzten Jahr stabil gebliebenen Wert von 3,5 Prozent. Hierbei geht es um das Verhältnis vom Kapital zur gesamten Bilanzsumme unabhängig vom Risikogehalt der einzelnen Anlagen (mehr dazu hier).
Cryan's Verdauungshilfe: Loben und Sparen
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Zur Aufarbeitung der Geschehnisse zeigt Cryan Kampfgeist. "Wir konzentrieren uns auf das Jahr 2016 und arbeiten weiter hart daran, unsere Altlasten zu bereinigen", erklärte er. Wie er das angehen will, stellte er am Donnerstag in einer Pressekonferenz klar. Zunächst wolle man sich so schnell wie möglich von der Postbank trennen, auch das eigene Filialnetz soll von 700 auf 500 Standorten verkleinert werden. Insgesamt werden konzernweit 9000 Stellen wegfallen.
Daneben habe der Aufsichtsrat entschieden, für 2015 keine Boni an die Vorstandsmitglieder auszuzahlen. Auch der Bonuspool für die Mitarbeiter solle kleiner ausfallen, als im letzten Jahr. Diese Entscheidung folgt der jüngsten Kritik Cryan's an der umstrittenen Bonimentalität in der Bankenbranche.
Neben diesen ambitionierten Sparplänen findet Cryan aber auch lobende Worte für seine Mitarbeiter. Während er sich laut "Handelsblatt" persönlich für den Verlust verantwortlich fühlt, bezeichnete er die Belegschaft indes als "erstklassig". Er wisse, dass alle sehr hart arbeiten würden und sprach seinen Dank für den Einsatz und das Engagement der Mitarbeiter aus.
Eine Erholung des Aktienkurses ist derweil noch nicht in Sicht. Am Donnerstag rutschten die Papiere als schwächster Wert im Dax knapp vier Prozent ins Minus.
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