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Boehringer Ingelheim konzentriert sich auf weniger Geschäftsbereiche
INGELHEIM (dpa-AFX) - Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim rechnet angesichts einer harten Wettbewerbssituation für das laufende Jahr mit einer lediglich geringen Steigerung seiner Umsätze. Dank des Verkaufs des Generika-Geschäfts sowie einer lukrativen Kooperation mit dem US-Unternehmen Abbvie dürfte sich das Ergebnis aber "insgesamt sehr zufriedenstellend darstellen", wie der designierte Unternehmenschef Hubertus von Baumbach am Dienstag bei der Zahlenvorlage sagte. Strategisch konzentriert sich Boehringer künftig auf seine verschreibungspflichtigen Medikamente, die Tiermedizin sowie auf das Geschäft mit biopharmazeutisch hergestellten Produkten.
Nach dem Generikageschäft will sich Boehringer auch von seinen freiverkäuflichen Medikamenten trennen und arbeitet dafür an einem Tauschgeschäft mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi . Boehringer soll von den Franzosen deren Tiermedizin-Sparte bekommen. Die Verhandlungspartner wollen sich bis zum Sommer einigen, bis zum Ende des Jahres sollen auch die Kartellbehörden das Tauschgeschäft abgesegnet haben. Andreas Barner, der seinen Posten als Vorsitzender der Unternehmensleitung am 1. Juli an von Baumbach abgibt, sagte, in jedem Geschäftsfeld seien Investitionen nötig gewesen, um weiter auf Spitzenniveau bleiben zu können. Daher sei eine Fokussierung unabdingbar gewesen.
Im vergangenen Jahr hatte der Pharmakonzern Umsatz und Gewinn deutlich erhöht. Der Umsatz stieg um 11,1 Prozent auf 14,8 Milliarden Euro, wobei das Unternehmen von Wechselkurseffekten profitierte. Um diese Einflüsse bereinigt ergab sich ein Umsatzwachstum von 4,1 Prozent. Der Gewinn nach Steuern kletterte um 51 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro.
Schwerpunkt bleibt das forschungsintensive Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten ohne Generika - hierauf entfielen im vergangenen Jahr 72 Prozent des Umsatzes. Für die Entwicklung von Mitteln für die Humanmedizin will Boehringer in den nächsten fünf Jahren rund elf Milliarden Euro investieren. Zurzeit betreibt das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 100 Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Ein Schwerpunkt ist etwa das Diabetesmittel Jardiance, bei dem Boehringer einen wissenschaftlichen Durchbruch im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen erzielte. Auch für onkologische sowie Erkrankungen des zentralen Nervensystems sind aussichtsreiche Studien im Gange.
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Von der Biopharmazie, unter die biotechnologisch hergestellte Medikamente fallen, verspricht sich Boehringer dank langjähriger Erfahrung ein hohes Wachstumspotenzial. Denn für Neueinsteiger bestehen hohe Entwicklungs- und Markteintrittbarrieren. Eine halbe Milliarden Euro steckt das Unternehmen in den Ausbau seiner Produktion in Wien. Boehringer beschäftigt derzeit 47500 Mitarbeiter, davon 14900 in Deutschland. /nmu/pz/DP/mne/fbr