Biotech
„Enormes Aufholpotential“
Die Biotech- und die Generikabranchen bieten derzeit gute Einstiegszeitpunkte, so Cyrill Zimmermann, Leiter des Healthcare Bereichs bei Bellevue Asset Management. Besonders in der Krebsforschung erwartet der Experte Durchbrüche – aber auch die US-Wahlen im November könnten der Branche Aufwind geben.
FundResearch: Der Brexit hat die Märkte kalt erwischt: Was bedeutet der wahrscheinliche Austritt Großbritanniens für die Healthcare-Industrie?
Cyrill Zimmermann: Grossbritannien steuert lediglich vier Prozent zum globalen Bruttosozialprodukt bei, wobei der Anteil am globalen Gesundheitsmarkt noch etwas tiefer liegt. Entsprechend ist die
Thematik aus globaler Sicht überschaubar. Allerdings ergeben sich für den englischen Gesundheitsmarkt doch einige Fragezeichen. So gilt es einerseits zu verfolgen, wie sich die regulatorische Seite
bezüglich Medikamenten- und medizinischer Produktezulassungen in den UK entwickelt. Andererseits gilt es im Forschungs- und Medikamentenentwicklungsbereich abzuklären, welche Art von Zusammenarbeit
mit der EU im Vordergrund steht – nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Personenfreizügigkeit. Zudem sind Themen wie Marktzugang und Patentsituation genau zu beobachten.
FundResearch: Neben Risiken bestehen sicherlich auch Chancen: Wo könnten diese liegen? Wie können sich Anleger das zu Nutze machen?
Cyrill Zimmermann: Es ist denkbar, dass die Wahlversprechen der Brexit Befürworter eingehalten werden und vermehrt finanzielle Mittel in das ineffiziente Gesundheitssystem in England fließen. Mit
Blick auf die lokalen Firmen haben die exportorientierten Unternehmen wie die Orthopädiefirma Smith & Nephew, die britische Spezialitätenpharmafirma Shire oder die Pharmaschwergewichte
GlaxoSmithKline und AstraZeneca die Pfundabwertung mehr als kompensiert und nach dem Brexit-Entscheid in Euro bereits deutlich zugelegt. Firmen mit einem hohen Kosten- und tiefen Umsatzanteil in
England gehören zu den Profiteuren.
FundResearch: Bisher konnte die Branche im laufenden Jahr noch nicht ganz überzeugen, woran liegt das? Handelt es sich nur um einen Rücksetzer oder bleibt die Lage vorerst
so?
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Cyrill Zimmermann: Hier gilt es zu differenzieren. Die Biotech- und Generikabranchen befinden sich auf langjährigen Tiefstwerten und wurden aufgrund Fehlverhaltens zweier schwarze Schafe in Sippenhaft genommen. Wir sehen in diesen Bereichen enormes Aufholpotenzial. Demgegenüber haben sich der Medtech- und medizinische Dienstleistungssektor sowie Pharmagesellschaften relativ gut gehalten. Alle fünf Subsektoren sind in den USA relativ zum S&P 500 Index attraktiv bewertet und bilden gute Einstiegszeitpunkte.