checkAd

     3367  0 Kommentare Jackson Hole – mehr unkonventionelles

    Der amerikanische Luftkurort Jackson Hole steht alljährlich Ende August im Fokus der Finanzindustrie. Hier treffen sich die Zentralbanker und andere Eliten zum geldpolitischen Symposium. In diesem Jahr geht es um das Thema, wie sich stabile geldpolitische Rahmenbedingungen schaffen lassen.

    Heute spricht die Fed-Chefin Janet Yellen. Schon Tage vorher begannen die Aktienmärkte auf der Welt nervös zu wackeln. Im Vorfeld haben einige Fed-Offizielle die Finanzwelt auf einen weiteren Zinsschritt der Fed eingestimmt. Yellen wird die Sicht der Fed auf Konjunktur und Weltwirtschaft erläutern. Im Nachklang der ersten Zinserhöhung seit vielen Jahren im Dezember kam es zu Verwerfungen an den Kapitalmärkten. Das wird sie im Hinterkopf haben und, wenn überhaupt, die Akteure sehr behutsam auf einen weiteren Zinsschritt in Richtung Jahresende vorbereiten. Und natürlich wird die Fed-Chefin dann ein weiteres Mal schwören, dass der Leitzinspfad sehr flach verlaufen wird.

    Nach Fed Funds Futures liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt im Dezember aktuell bei fast 52%. Für einen im September beträgt sie 21%, vor einer Woche waren es noch 12%. Ich würde nicht darauf wetten, dass es in diesem Jahr noch einen Zinsschritt gibt. Das hat mit der laufenden Präsidentschaftswahl zu tun, sowie mit der bisherigen Wackelpolitik der Fed.

    Einem strategisch orientierten Zentralbanker-Treffen würde es allerdings statt irgendwelcher Überlegungen über die wirtschaftliche Entwicklung und irgendwelche Trippelschrittchen bei den Leitzinsen besser zu Gesicht stehen, wenn sich die versammelten Kapazitäten einmal Gedanken darüber machen würden, wie es um die Sinnhaftigkeit einer Politik niedrigster bis negativer Zinsen und einer Geldflut von zusammengerechnet mehr als 12 Bill. Dollar seit 2009 bestellt ist. Mag ja sein sein, dass in einer akuten Schock-Situation solche Maßnahmen mal gerechtfertigt sind. Aber ein Notfallmedikament ist nichts für alle Tage, seine Wirksamkeit lässt schnell nach und verkehrt sich oft ins Gegenteil.

    Im Vorfeld von „Jackson Hole“ haben hochrangige Fed-Offizielle ihre längerfristige Sicht auf die Geldpolitik und die wirtschaftliche Entwicklung kund getan. James Bullard, Chef der Fed von St. Louis, mag keinen längerfristigen Ausblick mehr geben. Bestenfalls bleibt uns das gegenwärtige schwache Umfeld hinsichtlich realem Output, Beschäftigung und Inflation erhalten, sagt er und prognostiziert demzufolge lediglich einen weiteren kleinen Zinsschritt zwischen heute und 2019.

    Seite 1 von 3




    Klaus Singer
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Das Buch von Robert Rethfeld und Klaus Singer: Weltsichten - Weitsichten. Ein Ausblick in die Zukunft der Weltwirtschaft.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von Klaus Singer
    Jackson Hole – mehr unkonventionelles Der amerikanische Luftkurort Jackson Hole steht alljährlich Ende August im Fokus der Finanzindustrie. Hier treffen sich die Zentralbanker und andere Eliten zum geldpolitischen Symposium. In diesem Jahr geht es um das Thema, wie sich stabile …