Politisch korrekt sprechen
Das Geheimnis mit dem Gendersternchen*
Warum heißt es nicht "TerroristInnen"? - Seite 2
Warum heißt es nicht "TerroristInnen"? - Seite 2
Ein erleuchtender Artikel aus der "Süddeutschen"
Zudem gebe ich zu, dass ich langsam ein wenig Zweifel bekam, ob das nicht doch ein wenig übertrieben oder esoterisch sei. Mein Lehrer konnte wohl meine Gedanken lesen und überreichte mir mit wichtiger Miene einen Artikel aus der "Süddeutschen Zeitung" vom 22. November 2015: "Ein Sternchen für alle". Der Artikel war eingeleitet mit der Bemerkung: "Die Politiker*innen der Grünen wollen künftig ein Gendersternchen setzen, um Diskriminierung zu vermeiden. Schön ist das nicht - aber richtig." Nun ja, wenn die "Süddeutsche Zeitung" das schreibt, also immerhin die Zeitung, in der Heribert Prantl die Leser seit Jahren belehrt, wie man politisch korrekt denkt, dann sollte ich es doch nicht auf die leichte Schulter nehmen. In dem Artikel hieß es, im Regelfall solle man den "Gender-Star" verwenden, also Bürger*innen oder Student*innen schreiben. Zur Not könne man auch "Bürgerinnen und Bürger" oder "Studentinnen und Studenten" sagen oder versuchen, alle Probleme durch Partizipien im Plural zu vermeiden ("Studierende"). Aus dem Fernsehen wusste ich ja, dass es seit Jahren kein Politiker mehr wagt, sich an die Bürger oder Wähler zu wenden, sondern stets die "Bürgerinnen und Bürger" anspricht, sich am Wahlabend (auch wenn er verloren hat), bei den "Wählerinnen und Wählern" artig bedankt. Als es mir mal langweilig vor dem Fernseher war, hatte ich ausgerechnet, wie viel Stunden Sendezeit es pro Monat verbraucht, immer diese Doppelungen zu gebrauchen. Ich fragte deshalb meine Lehrer*in, ob das vielleicht der tiefere Grund sei, warum die doppelte Ansprache nicht immer verwendet werde, also warum man zum Beispiel nicht von "Terroristen und Terroristinnen" spricht oder von "Gefährdern und Gefährderinnen".
Warum "Terrorist*innen" falsch ist
Zu Beginn meiner zweiten Stunden Sprachunterricht brachte ich mein Heft mit und zeigte meiner Lehrer*in stolz die Seite mit den Hausaufgaben:
Lehrer*innen
Flüchtlingshelfer*innen
Student*innen
Fernfahrer*innen
Holzfäller*innen
Verbrecher*innen
Krankenschwester*innen
Mörder*innen
Terrorist*innen
Professor*innen
Meine Lehrer*in schlug die Hände über dem Kopf zusammen: "Du hast eine Fehlerquote von 30 Prozent und hast bisher geglaubt, dass du - außer in der Zeichensetzung - die deutsche Sprache recht gut beherrscht? Komm' mal runter von deiner chauvinistischen Überheblichkeit." Das saß. Überheblich wollte ich ja gewiss nicht sein, und chauvinistisch erst Recht nicht, denn das war ja ganz klar frauenfeindlich (und vermutlich sogar menschenverachtend und unsäglich, zwei wichtige Wörter, die ich noch lernen sollte).