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    Buchtipp  3009  2 Kommentare Dieses Buch entlarvt die Afrika-Illusionen der Politiker - Seite 2

    Die Autorin bestreitet nicht, dass im Einzelfall konkrete Katastrophenhilfe wichtig war und die Not gelindert hat. Ihr geht es in dem Buch nicht um Notfallhilfe und um die Arbeit von Wohltätigkeitsorganisationen, sondern um die Milliardenzahlungen, die in Form konzessionärer Kredite oder als nicht rückzahlbare Beihilfen geleistet wurden. Oft wurden diese Gelder an korrupte und despotische Regierungen gezahlt und kamen nicht bei den Armen an. Doch selbst "wenn die Hilfsleistungen nicht einfach veruntreut wurden und in den Kanälen der Korruption versickerten, blieben sie unproduktiv. Die politische Realität hat überdeutliche Beweise dafür geliefert. Angesichts des ökonomischen Zustandes Afrikas ist nicht zu erkennen, wo Wachstum eine direkte Folge der Entwicklungshilfe gewesen wäre." (S. 58)

    85 Prozent der Fördergelder zweckentfremdet

    In den vergangenen Jahrzehnten haben mindestens ein Dutzend Schwellenländer (überwiegend in Asien) ein enormes Wirtschaftswachstum erlebt und Hunderte Millionen sind aus der Armut in die Mittelschicht aufgestiegen. "Aber im selben Zeitraum ist es etwa 30 Entwicklungsländern, vor allem im subsaharischen Afrika, nicht gelungen, ein beständiges Wirtschaftswachstum zu erzeugen. Trotz aller Hilfen haben sich manche sogar zurückentwickelt." (S. 60) Eine Studie der Weltbank belege, dass mehr als 85 Prozent der Fördergelder für andere Zwecke verwendet wurden als ursprünglich vorgesehen, oft umgeleitet in unproduktive oder gar groteske Projekte (S. 74). Obwohl die Auflagen ignoriert und unverblümt missachtet worden seien, wurde weiterhin Entwicklungshilfe geleistet. "Oft genug also spielten Konditionalitäten, obwohl ein zentraler Teil der Entwicklungshilfevereinbarungen, in der Praxis kaum eine Rolle."

    Gute Absichten, fatale Folgen

    Auch da, wo die Gelder für an sich sinnvolle Projekte verwendet werden, werden die kurzfristig positiven Folgen von negativen Langzeitfolgen konterkariert, wie die Autorin an folgendem Beispiel zeigt: Es gibt in Afrika einen Hersteller von Moskitonetzen, der 300 Netze pro Woche produziert. Er beschäftigt zehn Arbeiter, von denen jeder bis zu 15 Angehörige mit seinem Lohn mitversorgen muss. Das ging gut, bis ein Hollywood-Schauspieler dafür mobilisierte, eine Million Dollar für 100.000 Moskitonetze zu sammeln, um den Menschen in Afrika zu helfen. Kurzfristig eine gute Sache, aber ohne die Folgen zu bedenken: "Durch die Netze, die den Markt überschwemmen, wird der einheimische Hersteller aus dem Markt gedrängt. Seine zehn Angestellten müssen sehen, wo sie bleiben, können ihre Familienangehörigen nicht mehr unterstützen. Alle sind nun auf Almosen angewiesen. In spätestens fünf Jahren sind die meisten der importierten Netze beschädigt, zerrissen und nicht mehr zu gebrauchen." (S. 81) Die Autorin spricht von einem Mikro-Makro-Paradoxon. Eine kurzfristig effektive Intervention bewirke oft genug keine nachhaltige Langzeitverbesserung. "Es gibt nur einen Maßstab, dem die Entwicklungszusammenarbeit genügen muss: ob sie zu langfristigem, nachhaltigen Wachstum und zur Reduktion der Armut beigetragen hat. Und da sieht es düster aus." (S. 81) Die Autorin zitiert zahlreiche wissenschaftliche Studien, die zu dem Ergebnis kommen, dass die Entwicklungshilfe insgesamt nichts zum Wachstum beigetragen, sondern dieses sogar gehemmt habe. "Zwischen 1970 und 1998, der Zeit der höchsten Entwicklungshilfeleistungen an Afrika, stieg die Armut auf dem Kontinent von elf auf unglaubliche 66 Prozent. Das sind ca. 600 Millionen Afrikaner, die im Armutssumpf gefangen sind." (S. 83)


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Buchtipp Dieses Buch entlarvt die Afrika-Illusionen der Politiker - Seite 2 Dambisa Moyo, Dead Aid. Warum Entwicklungshilfe nicht funktioniert und was Afrika besser machen kann, Haffmans & Tolkemitt, Berlin 2012.