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    ROUNDUP  571  0 Kommentare Richtungsstreit in der Bank of England - Chefvolkswirt für Straffung

    LONDON (dpa-AFX) - Das Stimmengewirr in der britischen Notenbank wird eher lauter als leiser. Nachdem Zentralbankchef Mark Carney am Dienstag einer baldigen geldpolitischen Straffung eine klare Absage erteilt hatte, widersprach ihm am Mittwoch Chefvolkswirt Andy Haldane. Sollte sich die Wirtschaft auch weiterhin solide entwickeln, könne er sich eine etwas straffere Geldpolitik in der zweiten Jahreshälfte vorstellen, sagte Haldane laut Redetext. Das britische Pfund legte nach den Äußerungen ebenso zu wie die Renditen britischer Staatsanleihen.

    Haldane sagte, er halte es für vernünftig, in der zweiten Jahreshälfte damit zu beginnen, einige der konjunkturstützenden Maßnahmen von vergangenem August wieder zurückzunehmen. Damit bezog sich der Ökonom, der eigentlich als Befürworter einer lockeren Geldpolitik gilt, auf die Reaktion der Notenbank auf das Brexit-Votum vom vergangenen Juni. Die Zentralbank hatte nur wenige Wochen später ihren Leitzins verringert und ihr ruhendes Wertpapierkaufprogramm wieder aufleben lassen. Die Kritik aus dem Lager der Brexit-Befürworter fiel daraufhin lautstark aus, es war von unnötiger Panikmache die Rede.

    STRAFFUNGSRISIKO GESUNKEN

    Zur Begründung seiner Forderung nach einer strafferen Geldpolitik sagte Haldane, das Risiko einer zu frühen Straffung sei gesunken, weil sich Wachstum und Inflation stabiler entwickelt hätten als erwartet. Zudem könnte ein zu später Straffungsbeginn dazu führen, dass der anschließende Straffungsprozess um so rascher vonstatten gehen müsse. Die Bemerkungen Haldanes sind überraschend, weil der Notenbanker eigentlich als geldpolitische Taube gilt, also als Vertreter einer lockeren Geldpolitik.

    Darüber hinaus widersprechen Haldanes Äußerungen der Linie seines Chefs. Notenbankgouverneur Carney hatte erst am Dienstag versichert, dass gegenwärtig nicht die Zeit für eine Zinsanhebung sei. Er reagierte damit auch auf einen Richtungsstreit im geldpolitischen Ausschuss der Notenbank. Während der jüngsten Zinssitzung in der vergangenen Woche hatten sich drei Notenbanker für eine sofortige Zinsanhebung ausgesprochen. Sie wurden jedoch von den übrigen fünf Zentralbankern, darunter Carney und Haldane, überstimmt.

    GELDPOLITISCHER RICHTUNGSSTREIT

    Grund des geldpolitischen Zwists ist im weitesten Sinne der Brexit. Seitdem sich die Briten für eine Zukunft außerhalb der EU entschieden haben, hat die Landeswährung Pfund stark an Wert verloren. Importierte Waren und Dienstleistungen sind deshalb deutlich teurer geworden, was die Inflation nach oben treibt. Mit 2,9 Prozent liegt sie mittlerweile deutlich über dem Notenbankziel von zwei Prozent. Das Wachstum hat sich nach dem Brexit-Votum zunächst deutlich stabiler entwickelt, als die Bank of England erwartet hatte, neigt seit Jahresbeginn aber zur Schwäche.

    Auf dem Arbeitsmarkt ist das Bild gespalten: Einerseits steigt die Beschäftigung, was die Arbeitslosigkeit auf den tiefsten Stand seit Mitte der 1970er Jahre hat fallen lassen. Andererseits steigen die Nominallöhne wesentlich schwächer als in früheren Aufschwungphasen. Weil die Inflation schneller steigt als die Löhne und Gehälter, fallen die Reallöhne und damit die Kaufkraft der Verbraucher. Der private Konsum, der bisher die größte Wachstumsstütze des Königreichs war, droht damit wegzubrechen. Diese Ungewissheit spricht eher für eine anhaltend lockere Geldpolitik, wie auch Notenbankchef Carney am Dienstag ausführte./bgf/jkr/fbr





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