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     2317  0 Kommentare Kali-Produzenten erreichen wieder langfristige KGV-Multiples

    Noch Anfang September berichtete die FAZ online anlässlich der Aufnahme von K+S in den DAX über den „größten Erfolg der deutsch-deutschen Wirtschaftsgeschichte nach der Wende“. Das ist noch nicht einmal drei Monate her! Seither hat sich die K+S Aktie mehr als halbiert.

    Gegenüber dem Hoch im Sommer 2008 hat K+S sogar zwei Drittel seines Börsenwerts verloren. Spricht das gegen das Geschäft mit Kali? Waren die Annahmen über eine knappe Versorgung angesichts des programmierten Bevölkerungswachstums derart falsch? Natürlich nicht.

    Es entweicht nur das spekulative, in vielen Fällen geliehene Geld aus dem Aktiemarkt. Auf dem Weg nach unten wurden viele Investoren zwangsliquidiert, die ihre Aktien auf Pump gekauft hatten. Es wäre in diesem Zusammenhang einmal interessant zu wissen, was denn der russische Milliardär Andrej Melnichenko mit seinen K + S Aktien gemacht hat. Er besaß zu Hochzeiten laut FAZ 11 Prozent an dem Unternehmen. (Informationen zu diesem Thema sind herzlich willkommen). Noch immer scheint die Abwärtsspirale des „Deleveraging“ im vollen Gange zu sein. Andererseits muss man auch sehen, dass K+S heute immer noch deutlich mehr wert ist als im Sommer 2007.

    Die entscheidende Frage für alle Kalisalz-Produzenten ist, wie sich der Kalipreis entwickeln wird. Bis vor kurzem wurden Lieferverträge zu Preisen von bis zu 900 USD pro Tonne und darüber vereinbart. Der Durchschnittspreis für Kalisalz-Lieferungen lag BMO Nesbitt Burns zufolge 2008 bei 575 USD pro Tonne. BMO hat verdienstvollerweise eine Rechnung aufgemacht, die die Gewinnentwicklung der führenden nordamerikanischen Pottasche-Produzenten bei unterschiedlichen Preisen wiedergibt. K+S wird in dieser Rechnung leider nicht berücksichtigt.

    BMO nimmt einen Kalipreis von 400 USD pro Tonne Kalisalz als Worst Case Szenario an. Der Marktführer Potash Corp. of Saskatchewan würde bei diesem Kalipreis (sowie Phosphat bei 300 USD und Stickstoff 200 USD) immer noch 5,18 USD pro Aktie Gewinn machen. Agrium würde bei gleichen Vorgaben 0,04 USD Verlust pro Aktie machen, Mosaic einen Gewinn von 3,67 USD. Bei Kalisalzpreisen von 700 USD und Phosphatpreisen von 600 USD pro Tonne sieht das Bild wie folgt aus: Potash würde 16,73 USD pro Aktie verdienen, Agrium brächte es auf 9,45 USD pro Aktie und Mosaic auf 9,41 USD pro Akite. Die aktuellen Kurse der drei genannten Unternehmen liegen bei 55,46 USD für Potash Corp., 23,31 USD für Agrium und 22,31 USD für Mosaic.

    Es verwundert nicht, dass Potash Corp. für BMO der Top Pick in einem Rezessionsumfeld ist. Für 2008 wird mit einem Gewinn von 10,64 USD pro Aktie gerechnet. Interessant sind die von BMO angenommenen künftigen KGV-Multiples von 5. Danach wäre Potash Corp. bei heutigen Kursniveaus einigermaßen fair bepreist. Allerdings, so BMO, sei es nicht ausgeschlossen, dass in einer lang anhaltenden Rezession auch einmal nur Multiples von 1,5 bis 2 bezahlt werden. Das würde dann Kursen um 18 bis 20 USD entsprechen. Soviel war Potash Corp. im Jahr 2005 wert. Man kann aber sagen, dass Potash Corp. und andere Kalisalzunternehmen wieder in den Bereich ihrer langfristigen KGV-Multiples kommen.

    Junior-Pottash Unternehmen wie Western Potash Corp. haben die oben beschriebene Kernschmelze der Kurse selbstverständlich überproportional mitvollzogen. Es ist davon auszugehen, dass solche Unternehmen dem Kursverlauf der großen Produzenten auch weiter mit entsprechendem Hebel folgen werden. Außerdem gilt wohl, wie bei anderen Rohstoffen, dass die heutigen Versäumnisse bei Investitionen künftig mit umso höheren Preisen vergolten werden. Insofern trägt die Kreditklemme ganz direkt zu einer künftigen Hausse bei Rohstoffen bei, wobei gerade die wenigen Spieler im Kalisalz mit dieser Aussicht selbstverständlich hervorragend leben können. Immerhin hält ihnen der derzeitige Einbruch lästige Konkurrenz vom Leib.

    Mittel- und langfristig wird sich die Vorhersage, dass die Nachfrage nach Lebens- und damit auch jene nach Düngemitteln steigt, erfüllen. Für jährlich 80 Millionen mehr Menschen müssen auf weniger Fläche mehr Nahrungsmittel angebaut werden. An dieser Tatsache lässt sich rütteln. Mit dem Wohlstand in Südamerika und in Asien stellen die Konsumenten ihre Ernährung um, verlangen nach mehr tierischen Produkten. Das wiederum bedingt eine größere Pflanzenproduktion. Eine Zahl sollte uns in diesem Zusammenhang zu denken geben, gerade weil sie in diesem aufgeregten Umfeld gerne übersehen wird: Wenn man auf den Weizenverbrauch zurückblickt, ist die Nachfrage in den vergangenen 48 Jahren nur in acht Jahren nicht gestiegen.

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    Verfasst von 2Sven Olsson
    Kali-Produzenten erreichen wieder langfristige KGV-Multiples Noch Anfang September berichtete die FAZ online anlässlich der Aufnahme von K+S in den DAX über den „größten Erfolg der deutsch-deutschen Wirtschaftsgeschichte nach der Wende“. Das ist noch nicht einmal drei Monate her! Seither hat sich die …

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