deepvalue schrieb 19.05.24, 12:57
Seit Jahren ist die Kursentwicklung von Saturn Oil and Gas für deutsche Investoren eine Enttäuschung gewesen. Die Aktien werden in einer Art in Deutschland beworben, die mich an Pump and Dump Schemes erinnert. Auch waren die finanziellen Prognosen eine einzige Katastrophe. Die existierenden Aktionäre wurden ständig verwässert und hatten nichts von der allgemeinen Erholung der Ölaktien
Insoweit würde ich eine derartige Aktie normalerweise nicht anpassen.
Allerdings glaube ich, dass Saturn sich geändert hat:
1. Die Firma hat mittlerweile ein funktionierendes stabiles Geschäft mit einer Förderung von ca. 40.000 BOEPD, hauptsächlich Öl (entspricht ca. 2% des deutschen Ölbedarfs von 2,1 Mio. BOPD) und einem EBITDA von jährlich 600 bis 700 Mio. CAD (oder ca. 400 bis 500 Mio. Euro).
2. Es gibt 2 Hedgefonds als Kernaktionäre mit über 40% Anteil am Aktienkapital. Diese haben auch die letzten beiden Aktienemissionen teilweise garantiert. Ohne diese beiden Aktionäre wäre Saturn wohl im Februar/März insolvent gewesen. Auch zukünftig dürften die beiden Aktionäre Saturn unterstützen und das Management hoffentlich von Dummheiten abhalten. Die beiden Aktionäre halten an anderen Unternehmen meist nur Minderheitsbeteiligungen und scheinen ein Interesse an höheren Aktienkursen zu haben, sollten also die gleichen Interessen wie die anderen AKtionäre haben (das Management ist über Aktienoptionen an höheren Aktienkursen incentiviert).
3. Saturn hat eine m.E. vernünftige Roll-up Strategie: Kauf von weiteren Fördergebieten vor allem in Saskatschewan, da größere Ölföderunternehmen deutlich höher bewertet werden als kleinere Förderer. Durch den vor wenigen Wochen angekündigten relativ günstigen Kauf neuer Fördergebiete erhöht sich die Förderung von knapp 27.000 BOEPD auf fast 40.000 BOEPD.
4. Saturn ist mit einem Verhältnis von ca. 2,0 fach EV/EBIDTA (1,3 Mrd. CAD EV vs. ca. 650 Mio. CAD EBITDA) für ein Unternehmen größer 25.000 BOEPD recht günstig bewertet (normalerweise werden entsprechende kanadische Ölförderer mit dem ca. 3,0 fachen gehandelt, bei über 100.000/200.000 BOEPD liegen die Bewertungen dann eher Richtung 4 fachen). Hintergrund sind die finanziellen Probleme von Saturn aufgrund des bei der vorletzten Transaktion Anfang 2023 abgeschlossenen desaströsen Darlehensvertrag (sah deutlich überhöhte Tilgungsraten vor) und die viel zu optimistischen finanziellen Prognosen. Da es einen neuen Darlehensvertrag anscheinend ohne feste Tilgungsraten gibt, sollten sich diese Probleme nicht wiederholen. Auch erscheint die vor ein paar Tagen abgegebene Prognose für 2024/25 erstmals realistisch. Die Assets scheinen grundsätzlich werthaltig zu sein (die Reichweite der bestehenden und fördernden Ölvorkommen beträgt deutlich über dem 7 fachen der gegenwärtigen Förderung, die Erschließung neuer Vorkommen könnte die Förderungen von weiteren über 20 Jahren sicherstellen).
Als Risiken sind u.a. zu nennen die sehr hohe Verschuldung (ca. 800 Mio. CAD aktuell) insbesondere falls der Ölpreis in den nächsten Monaten fallen sollte. Auch sollte das Risiko eines weiteren Unternehmenskaufs inkl. der damit verbundenen erneuten Kapitalerhöhung und Neuverschuldung nicht vernachlässigt werden. Allerdings würde damit das Upside Potential (bei stabilen Ölpreisen) weiter zunehmen, da das Bewertungspremium für größere Unternehmen stabil sein sollte.
Ich gehe allerdings von stabilen/steigenden Ölpreisen zumindest bis zur Präsidentschaftswahl im November aus, da Putin und Saudis gerne Trump als neuen US-Präsidenten sehen würden und sinkende Ölpreise die Chance von Biden erhöhen würden.
Keine Handlungsempfehlung. Do your own research.
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