Meiner Meinung nach
liegen alle Sell-Side-Analysten von Ströer falsch, weil sie sich seit Jahren von Müller blenden lassen. Wenn sich Müller noch im
März 2020, mitten im Corona-Crash hinstellt und behauptet, Ströer würde im 1. Quartal 2020 das
30. Rekordquartal in Folge abliefern, dann gehört aus meiner Sicht sehr viel Chuzpe dazu, denn jeder, der sich auch die Zahlen anschaut, die von Ströer nicht groß hervorgehoben oder gar regelrecht versteckt werden, konnte darüber schon damals meiner Meinung nach eigentlich nur lachen.
Und seitdem ist die
Versteckerei noch schlimmer geworden, was ich einmal an meinem
Lieblingsbeispiel verdeutlichen möchte: dem
Ergebnis je Aktie (nicht gerade eine Kennzahl, die man allenfalls unter "ferner liefen" kennt, sondern eigentlich ganz zentral).
In den ersten Jahren nach dem Börsengang,
2010 bis 2015 hat Ströer, wie man es ja eigentlich auch erwartet, das
Ergebnis je Aktie gleich vorne im Geschäftsbericht veröffentlicht, bei den
"Konzernkennzahlen im Überblick".
2016 kommt es hier zum Bruch, die
Kennzahl verschwindet aus den Konzernkennzahlen im Überblick! Warum? Das kann ich natürlich nicht wissen. Ich weiß aber, dass das Ergebnis je Aktie 2016 1,23€ betragen hatte, im GB ein Jahr später sogar rückwirkend auf 1,15€ korrigiert worden ist. 2015, im letzten Jahr seiner Ausweisung vorne im Geschäftsbericht, wurde es für 2015 mit 1,16€ ausgewiesen. Da fällt der Vergleich zwischen 2016 und 2015 alles andere als schön aus.
Das sieht beim
bereinigten Ergebnis je Aktie, welches bis 2015 stets gleichberechtigt mit dem Ergebnis je Aktie veröffentlicht worden war, ganz anders aus. Es steigt von 2,12€ 2015 auf 2,79€ 2016, fällt also nicht nur (wie seitdem immer) deutlich höher als das Ergebnis je Aktie aus (im Schnitt deutlich über 100% höher), sondern weist auch im Vorjahresvergleich eine beachtliche Steigerung auf. Und es prangt seither als
eine der zentralsten Kennzahlen ganz vorne im Geschäftsbericht.
Doch damit nicht genug. Im
Geschäftsbericht 2020 nahm das Schicksal des
Ergebnisses je Aktie noch einmal ein üble Wendung. Die Kennziffer tauchte
nicht einmal
mehr in der Gewinn- und Verlustrechnung auf! Dort wurde nur noch das "Ergebnis je Aktie - fortgeführte Aktivitäten" ausgewiesen, unten in einer kleingedruckten Fußnote ergänzt um den Hinweis, dass man das "Ergebnis je Aktie - nicht fortgeführte Aktivitäten" im Abschnitt 6.2 des Anhangs finden könne.
Nur, wer macht sich schon die Mühe, die betreffende Stelle im Anhang zu suchen und die Ergebnisse aus den fortgeführten und nicht fortgeführten Aktivitäten zusammen zu zählen?
Wie man hier im Thread weiter oben nachlesen kann, hat sich ja im Geschäftsbericht 2020 das Ergebnis je Aktie für 2019 drastisch geändert. Im Geschäftsbericht 2019 wurden für 2019 noch 1,22€ ausgewiesen. Im GB 2020 kommt man für
2019, wenn man sich die Mühe macht, die Angaben aus dem Anhang mit zu berücksichtigen, nur noch auf
0,98€ je Aktie.
Dieser Umgang von Ströer mit der zentralen Kennzahl "Ergebnis je Aktie" führt in den von Kleinanlegern gern verwendeten Medien zu einem einzigen Durcheinander, besonders schön zu beobachten beim Kleinanlegermagazin
Börse Online. In der mir vorliegenden letzten Printausgabe 06/2022 findet man die folgende Ergebnisreihe:
2018: -0,27€ (korrekt)
2019: 1,22€ (falsch, entspricht der alten Angabe im GB 2019, richtig wäre 0,98€)
2020: 0,72€ (falsch, richtig wäre 0,62€)
Auf der Webseite von Börse Online findet man dann wieder ganz andere (und noch deutlich "wildere") Zahlen: https://www.boerse-online.de/bilanz_guv/stroeer .
Quellen für alle meine Angaben: Ströer-Geschäftsberichte, nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen, ohne Gewähr.
PS: Es spielt zwar keine nennenswerte Rolle, sei aber vermerkt, dass ich mich immer dann, wenn es eine Abweichung zwischen verwässertem und unverwässertem Ergebnis gegeben hat, auf das verwässerte Ergebnis je Aktie bezogen habe. mehr »