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    Zinsen  5379  1 Kommentar Das Blutbad steigender Zinsen - Seite 2

    Die Geschichte spricht dagegen

    Viel wurde geschrieben zu den Ursachen des tiefen Zinsniveaus. Die demografische Entwicklung, weltweite Ungleichgewichte und Ersparnisüberhänge werden von Wissenschaftlern angeführt, um den deutlichen Rückgang des globalen Zinsniveaus in den letzten Jahrzehnten zu erklären. Andere betonen die Rolle der Notenbanken, die bei jeder Krise mit Zinssenkungen reagiert haben, ohne die Zinsen danach wieder ausreichend zu erhöhen und nun den von ihnen mitverschuldeten Schuldenturm nur mit noch tieferen Zinsen vor dem Einsturz bewahren können.

    Dabei ist der Rückgang der Zinsen in den letzten 30 Jahren historisch keineswegs einmalig, wie eine von der Bank of England veröffentlichte Studie zeigt: 

    - Über einen Zeitraum von 700 Jahren lag der risikofreie Realzins im Durchschnitt bei 4,78 Prozent, im Schnitt der letzten 200 Jahre bei 2,6 Prozent. Deutlich über dem heutigen Niveau von nahe null.
    - Seit rund 500 Jahren ist eine Tendenz zu immer tieferen Zinsen feststellbar. Insofern passt die Entwicklung der letzten 30 Jahre in dieses Muster.
    - Hinter dem Rückgang des Realzinses in den letzten 200 Jahren steht auch die Zunahme der Inflation. Betrug diese über 700 Jahre durchschnittlich 1,09 Prozent, stieg sie im letzten Jahrhundert auf rund zwei Prozent an.
    - Der Zeitraum seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist die einzige Periode, in dem es zu keiner Deflation kam. Dies dürfte auf die völlige Loslösung vom Gold zurückzuführen sein.
    - Den historischen Höchststand erreichte das reale Zinsniveau im 15. Jahrhundert mit rund 25 Prozent angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen und dem Fall von Konstantinopel.
    - Der reale risikofreie Zins war mehrmals in den letzten 700 Jahren deutlich negativ. Zuletzt in den 1940er-Jahren.
    - Insgesamt lassen sich in den letzten 700 Jahren neun Phasen deutlichen Rückgangs der Realzinsen identifizieren. Diese dauerten mindestens zehn bis maximal 60 Jahre an und führten zu einem Rückgang des Realzinses um fünf bis 17 Prozentpunkte.
    - Die Phase seit Mitte der 1980er-Jahre ist zwar die zweitlängste, aber zugleich die mit dem geringsten Rückgang der Realzinsen. Sie könnte folglich noch weiter andauern.
     

    Sprunghafter Anstieg

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    Auch in früheren Zinssenkungsphasen glaubten die Anleger, dass die Zinsen „nie wieder steigen“. Dennoch gingen die Zinsen immer wieder hinauf, und zwar, wie die Studie zeigt, durchaus dramatisch. Im Durchschnitt kletterte das reale Zinsniveau innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Trendwende um über drei Prozent. Als Auslöser für die Trendwenden identifiziert die Studie Katastrophen wie große Pestepidemien und Kriege. Nur Optimisten können mit Blick auf die heutige Situation in der Welt behaupten, dass ähnliche Katastrophen ausgeschlossen sind.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
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