Wirtschaftswachstum: Konjunkturzyklus am Hoch?
Die Hängepartie bei der Regierungsbildung in Deutschland geht unvermindert weiter. Wie sich dies aber auf die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen auswirkt, muss sich erst noch zeigen. Die letzten Umfragen dürften wohl noch aus der Zeit vor dem Verhandlungs-Aus zwischen Union, FDP und Grünen stammen. Im kommenden Monat ist daher ein Stimmungsdämpfer durchaus möglich, falls sich die Bildung einer Regierung weiter hinauszieht. Laut den aktuellen Frühindikatoren sieht die Lage aber noch blendend aus.
Stimmung erreicht Rekordhöhen
Denn das Münchner ifo-Institut gab am Freitag in seiner monatlichen Umfrage unter 7000 Managern bekannt, dass der ifo-Geschäftsklimaindex im November um 0,7 auf den Rekordwert von 117,5 Punkten stieg. So schätzen die Manager die Geschäftslage etwas schlechter ein, aber dafür erwarten sie bessere Aussichten für die kommenden sechs Monate als zuletzt. Gerade in der Industrie blickt man dabei besonders optimistisch in die Zukunft.
Eine ähnlich euphorische Einschätzung der wirtschaftlichen Perspektiven kommt auch von den Einkaufsmanagern. So stieg der deutsche Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich im November auf 54,9 Punkte an, während der Index für das verarbeitende Gewerbe mit 62,5 Punkten (siehe folgende Grafik) sogar ein Sechsjahreshoch (+1,9 Punkte gegenüber Oktober) markierte.
(Grafikquelle: tradingeconomics.com)
Der Sammelindex(Composite) für Industrie und Dienstleistungen zusammen stieg damit um 1,0 auf 57,6 Punkte.
Euphorische Stimmung in der Eurozonen-Industrie
Auf den höchsten Stand seit sechseinhalb Jahren kletterte zudem noch der Composite-Einkaufsmanagerindex aus der Eurozone im November, als er sich um 1,5 auf 57,5 Punkte erhöhte. Noch beeindruckender ist die Steigerung in der Eurozonen-Industrie (verarbeitendes Gewerbe). Die Stimmung markierte mit einem Plus von 1,0 auf 60,0 Zähler den höchsten Wert seit mehr als 17 Jahren (siehe folgende Grafik)!
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(Grafikquelle: tradingeconomics.com)
Fast genauso positiv sind auch die Dienstleister gestimmt. Denn ihr Einkaufsmanagerindex stieg um 1,2 Punkte auf einen Stand von 56,2.
Kapazitäten erreichen bald ihre Grenzen
Schaut man hingegen genauer hin, erkennt man in Deutschland erste Überhitzungserscheinungen. Denn laut ifo-Umfrage sind die Kapazitäten bereits stark ausgelastet und so steigen die Lieferzeiten so stark wie noch nie zuvor. Dazu kommt noch, dass viele Unternehmen den Fachkräftemangel als Grund für eine Produktionsbehinderung angeben. Dies zusammen deutet darauf hin, dass Deutschland mittlerweile auf den Hochpunkt des Konjunkturzyklus zusteuert. Wirklich problematisch wird es aber erst, wenn es zu einer Ausweitung der Kapazitäten der Unternehmen in Erwartung einer Fortsetzung des Wachstums kommt und dann die Nachfrage abflaut. In diesem Fall würden Überkapazitäten entstehen, die als erstes gewichtiges Warnsignal gelten. Doch soweit ist es noch nicht.