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     1149  1 Kommentar Willkür beschränken

    Konzerne müssen in die Pflicht genommen werden. Die Kolumne „Gastwirtschaft“ von Sahra Wagenknecht.

    Soviel Profit war nie. Prognosen zufolge können sich die 30 DAX-Konzerne in diesem Jahr über Rekordgewinne von über 120 Milliarden Euro freuen. Mehr als 40 Milliarden Euro an Dividenden werden in die Taschen der Aktionäre fließen, etwa zehn Milliarden mehr als im letzten Jahr. Mit Investitionen halten sich die Konzerne dagegen zurück. Lieber verwenden sie ihr Kapital, um Aktien zurückzukaufen oder Übernahmen zu finanzieren. Trotz eines Rekordgewinns von 6,2 Milliarden Euro will der Siemens-Konzern sogar 7000 Arbeitsplätze abbauen, davon rund 3000 in Deutschland – und das, obwohl die betroffenen Standorte rentabel wirtschaften. Zukunftsinvestitionen finden anscheinend nur noch statt, wenn diese vom Staat üppig subventioniert werden. Dies dürfte erklären, warum Siemens seine Forschung für Robotik und Automatisierung nach China verlagert hat.

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    Konzerne müssen wieder in die Pflicht genommen werden. Die Politik muss verhindern, dass Unternehmen tausende Arbeitsplätze vernichten, um Profite für Shareholder zu maximieren. Massenentlassungen in profitablen Unternehmen können und sollten gesetzlich verboten werden. Auch der verbreiteten Mitbestimmungs- und Tarifflucht muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden. Über strategische Investitionen, Umstrukturierungen und Standortentscheidungen sollte das Management mit Vertretern der Beschäftigten verhandeln. Spätestens wenn ein Unternehmen mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigt, sollte die Belegschaft daher gleichberechtigt mitentscheiden dürfen.

    Schließlich sollte der öffentliche Einfluss auf Großkonzerne gestärkt werden. Eigentum verpflichtet, so heißt es im Grundgesetz. Konzerne profitieren von öffentlichen Investitionen in Bildung und Infrastruktur und die Regierung muss dafür sorgen, dass sie einen fairen Beitrag zur Finanzierung des Gemeinwesens leisten. Um Subventionshopping zu erschweren, sollte jede öffentliche Förderung nur noch im Tausch gegen Unternehmensanteile gewährt werden. Gefragt ist eine aktive Industriepolitik, die die Entscheidung über Zukunftsinvestitionen nicht ein paar superreichen Investoren und Aktionären überlässt. Je größer und je wichtiger ein Unternehmen für die Wirtschaft eines Landes ist, desto nötiger ist es, die Willkür privater Eigentümer zu beschränken.

     

    Dieser Beitrag erschien in der Frankfurter Rundschau am 2.12.2017.




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    Sahra Wagenknecht
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    Sahra Wagenknecht (MdB) wurde am 16. Juli 1969 in Jena geboren und studierte nach der Wende Philosophie und Neuere Deutsche Literatur an der HU-Berlin. Wagenknecht promovierte im Fach Volkswirtschaftslehre mit der Arbeit: "Die Grenzen der Wahlfreiheit. Sparentscheidungen und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern", erschienen 2013 im Campus Verlag. Ihre politische Laufbahn umfasst unterschiedliche Positionen: 1991 Mitglied des Parteivorstandes der PDS, 2004 Einzug ins Europaparlament - bis 2009, ab 13. Oktober 2015, mit Dietmar Bartsch, Oppositionsführerin des 18. Bundestags. Nach der Bundestagswahl 2017 bleibt Wagenknecht für DIE LINKE Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag - gemeinsam mit Bartsch. Wagenknecht ist seit 2014 mit Oskar Lafontaine verheiratet.
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    Verfasst von Sahra Wagenknecht
    Willkür beschränken Konzerne müssen in die Pflicht genommen werden. Die Kolumne „Gastwirtschaft“ von Sahra Wagenknecht.

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