Darum dürfte der geschasste Deutsche Bank-Chef Cryan mit einem Lächeln gehen
John Cryan bekommt laut Medienberichten wahrscheinlich neun Millionen Euro an Abfindung und Altersversorgung, so ntv. Worüber sich der scheidende Chef möglich noch mehr freuen könnte ist die Vermutung, dass die Ratingagentur S&P Global Rating die Deutsche Bank herunter stuft.
Der Chefwechsel an der Spitze der Deutschen Bank sorgte für eine eher verhaltene Stimmung bei einigen Analysten. Die britische Investmentbank HSBC hatte das Papier auf "Hold" mit einem Kursziel von 12 Euro belassen. HSBC-Analyst Alevizos Alevizakos schrieb, dass der Werdegang von Sewing andeute, dass der zukünftige Fokus auf eine stärkere Integration des Privatkundengeschäfts liegen könnte, siehe hier. Auch JPMorgan ließ das Kursziel bei 12 Euro und betonte, dass das US-Investmentbanking eine der größten Hürden für die Konzernprofitabilität darstelle, siehe hier. Lediglich die NordLB sieht die Aktie bei 12,50 Euro, womit die letzte Einstufung aufrecht erhalten blieb. Somit sind die Erwartungen an den Kurs recht niedrig, was als ein Indiz für die Unternehmensentwicklung interpretiert werden könnte.
John Cryan trat am 1. Juli 2015 sein Amt bei der Deutschen Bank an. Seinerzeit stand die Aktie zwischen 25,76 und 27,37 Euro. Zwei Woche später hatte das Papier mit 28,60 Euro den höchsten Stand in den vergangenen drei Jahren erreicht. Cryans Vertrag mit der Deutschen Bank wurde zwei Jahre vor dem eigentlichen Vertragsende - im Mai 2020 - beendet. Ihm wird angelastet, dass unter seiner Führung die Deutsche Bank zum dritten Mal in Folge einen Jahresverlust verzeichnete. Während Matthias Müller von Volkswagen bis zu 20 Millionen Euro an Abfindung erhalten könnte, bekommt Cryan vermutlich rund neun Millionen Euro. Marcus Schenck von der Deutschen Bank geht wohl leer aus, weil er selbst gekündigt hat.
Es könnte sein, dass John Cryan sich noch mehr über eine mögliche Herabstufung der Deutschen Bank durch die Ratingagentur S&P Global freut, als über die Abfindung. Am Donnerstag gab S&P bekannt, dass es nach dem Führungswechsel nun das A-(Rating) vom 28. März 2018 im Auge behalten wird. Damit wird eine Anlage noch als sicher betrachtet. S&P will bis spätestens Ende Mai entscheiden, ob sie das Rating der Deutschen Bank herabsetzt und legt es in den Ordner "Watch Negativ" (Stand 12. April 2018). Für eine Neubewertung sind mehr Details zu den Plänen von Sewing notwendig. Die Ratingsagentur ist der Meinung, dass der volle Nutzen einer möglichen Restrukturierung erst 2020 Wirkung zeigen könnte.
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