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     3307  4 Kommentare Mehr Wohnungen sind aber nicht genug Wohnungen

    Das Statistische Bundesamt meldet, dass im Vergleich zu 2016 im vergangenen Jahr 2,6 Prozent mehr Wohnungen fertig gestellt wurden. Diese 2,6 Prozent sind genau 7.126 Wohnungen. Insgesamt wurden 284.816 Wohnungen bezugsfertig, was deutschlandweit ein Tropfen auf den heißen Stein ist. 

    Laut dem Statistischen Bundesamt konnte im vergangenen Jahr erstmals der Spitzenwert von 2002 übertroffen, denn damals wurden 289.600 Wohnungen fertig gestellt. Dies ist ein Erfolg aber wie sieht es in den kritischen Regionen tatsächlich aus? Wir schauen nach Berlin, mit den stärksten Zuzugsraten, und München, dem Brennpunkt in Sachen Preise.

    In Berlin, wo der starke Zuzug (2016: + 54.200 Menschen) für eine erhebliche Mietpreissteigerung und ein immer knapper werdendes Angebot sorgt, wurden 2017 insgesamt 15.669 Wohnungen fertig gestellt. Davon sind 4.785 Eigentumswohnungen. Somit entfallen von den deutschlandweiten 284.816 Wohnungen nur 5,5 Prozent auf die Hauptstadt. 

    Die meisten Wohnungen entstanden in den folgenden Bezirken: Lichtenberg (2.544 Wohnungen), Mitte (2.510 Wohnungen) und Treptow-Köpenick (2.097). Die wenigsten Wohnungen wurden in den Randlagen fertig gestellt: Spandau (405), Reinickendorf (607), Steglitz-Zehlendrorf (768). Daneben lässt sich beobachten, dass in den Szenebezirken Tempelhof-Schöneberg nur 311 Wohnungen und Neukölln nur 639 Wohnungen entstanden.

    Laut den aktuellen Prognosen müssten in Berlin bis 2030 circa 194.000 Wohnungen entstehen, um die Wohnungsnot abzufedern. In den vergangenen Jahren wurden wichtige Schritte für den Wohnungsbau verpasst. So entstand in Mahlsdorf, ein Ortsteil im Bezirk Marzahn-Hellersdorf, die deutschlandweit größte Einfamilienhausansammlung - zusammen mit Kaulsdorf und Biesdorf. Diese riesigen Flächen sind für den Wohnungsbau für immer verloren. Zum 1. Januar 2018 traten die Wohnungsbauförderungsbestimmungen (WFB) 2018 in Kraft. In diesem Zusammenhang unterstützt das Land Berlin im Jahr 2018 mit der Neubauförderung die Errichtung von circa 3.500 mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnungen (2017 waren 3.131 Wohnungen). Bereits 2017 konnten die angepeilten 6.000 landeseigenen Wohnungen nicht erfüllt werden.

    In München sieht es noch schlechter aus, denn 2017 wurden nur 8.272 Wohnungen fertig gestellt. Am gesamtdeutschen Neubauvolumen sind es nur 2,9 Prozent. München schmückt sich hingegen mit positiven Zahlen, denn in 2017 wurden sechs Prozent mehr Wohnungen fertig als noch 2016. Schön liest es sich auch, dass die Landeshauptstadt eine sozial orientierte Bodenpolitik verfolgt, "indem bei der Vergabe von städtischen Flächen insbesondere Genossenschaften zum Zuge kommen." 

    Die kritische Situation in München wird jedoch u. a. darin deutlich, dass die Bürger seit 2018 beim Münchner Sozialreferat Wohnungen melden können, wo der Verdacht einer Zweckentfremdung besteht. Innerhalb der ersten 100 Tage gingen 455 Meldungen ein: davon waren 186 Wohnungen leerstehend, 121 gewerblich genutzte Wohnungen, 114 Ferienwohnungen und 34 Meldungen betrafen Wohnungen, die für Medizintouristen angeboten wurden. 

    In München warten derzeit 16.532 Antragsteller auf so eine vergünstigte Wohnung - insgesamt gibt es in München 78.500 Sozialwohnungen. Steigende Baukosten und Grundstückspreise sowie die hohen Baustandards sind mitverantwortlich dafür, dass immer weniger Wohnungen errichtet werden. Bayernweit entstanden 2017 nur 2.860 öffentlich geförderte Wohnungen - von 464 Unternehmen, die dem Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW Bayern) angehören.

    Die Leerstandsquote lag Ende 2016 in München bei 0,2 Prozent. Somit gibt es eigentlich so gut wie keine freien Wohnungen. Vor diesem Hintergrund sind die 8.272 in 2017 fertig gestellten Wohnungen eine schwacher Trost für alle Wohnungssuchenden. 

    Deutschland befindet sich in einer außergewöhnlichen Situation, denn architektonisch, konzeptionell, städtebaulich und auch bei der Finanzierung von Wohnraum wurden in Vergangenheit sämtliche Möglichkeiten erprobt. Gibt es wirklich kein taugliches Konzept? Oder ist die Bodenspekulationslobby in Deutschland das, was in Amerika die Waffenlobby ist?

    Quellen:

    Statistisches Bundesamt

    Statistik Berlin

    München Stadtportal

    Bild

    Süddeutsche Zeitung

    AZ München

     





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