Mexiko vs Deutschland – WM und die Wirtschaft - Seite 2
Zuletzt lag der Handelsaustausch zwischen Deutschland und Mexiko bei knapp 16 Milliarden Dollar (Stand: 2016). Die hohen und weiterhin wachsenden deutschen Investitionen machen Deutschland dabei zum derzeit wichtigsten Handelspartner Mexikos in der EU. Umgekehrt ist Mexiko der zweitwichtigste Handelspartner der deutschen Wirtschaft in der westlichen Hemisphäre nach den USA und ein bewährter Standort für die mehr als 1.900 Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung, die das mexikanische Wirtschaftsministerium aktuell listet. Nach Schätzungen der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer haben diese Firmen zuletzt etwa 35 Milliarden Dollar in Mexiko investiert.
Ein Großteil davon ist Kapital, das in die Automobilindustrie geflossen ist. Niedrige Produktionskosten, die Nähe zum US-Markt und ein breites Netz von Freihandelsabkommen machen Mexiko bisher zu einem attraktiven Standort für die Autohersteller. So verwundert es wenig, dass Deutschland hauptsächlich Autos und Fahrzeugteile aus Mexiko importiert. Ironischerweise von den Marken, die sie eigentlich geschaffen haben. Sowohl Audi, BMW, Daimler und VW führen große Werke in Mexiko.
Doch so dynamisch, wie sich die wirtschaftlichen Beziehungen Mexikos zu Deutschland seit dem 1997 in Kraft getretenen Freihandelsabkommen mit Europa entwickelt haben, so sehr stehen die Industrien beider Länder aktuell vor großen Herausforderungen. So sind die in Mexiko ansässigen und auf den Export ausgerichteten Unternehmen seit dem Amtsantritt von Donald Trump in besonderem Maße durch US-amerikanische Handelsschranken bedroht – und damit auch die zahlreichen deutschen Unternehmen, die dort engagiert sind, und das Land als Sprungbrett für den nordamerikanischen Markt nutzen.
Sollten tatsächlich weitere Zölle auf den Weg gebracht werden, würde nicht nur die bedeutendste Branche Deutschlands massiv unter Druck geraten, sondern auch der größte Sektor der deutschmexikanischen Wirtschaftsbeziehungen. Für Mexiko ist diese Entwicklung schädlicher als für Deutschland, so macht die USA schließlich ca. 80% der Exporte aus.
Nichtdestotrotz ist beiden Ländern nun daran gelegen, ihre Abhängigkeit vom US-Markt zu verringern. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Aktualisierung des seit dem Jahr 2000 bestehenden Freihandelsabkommens zwischen Mexiko und der Europäische Union, auf die sich beide Parteien im April dieses Jahres im Grundsatz geeinigt haben. Sobald die Endfassung des Abkommens dann endgültig steht, soll ein zollfreier Handel untereinander möglich sein, der die Rückgänge aus dem US-Handel zumindest ein Stück weit kompensieren kann.
Trotzdem ist es für Mexikos wirtschaftliche Zukunft fast unabdingbar, einen günstigen Zugang zum US-Markt weiterhin anbieten zu können. Viele traditionelle mexikanische Unternehmen agieren noch sehr national bzw. kontinental in ihrer Ausrichtung. Das größte Unternehmen, gemessen an der Marktkapitalisierung, bringt gerade einmal die Hälfte an Wert von Siemens auf die Waage. Sicherlich sind viele mexikanische Unternehmen hierzulande noch völlig unbekannt, doch aufgrund der soliden Kennzahlen und der schieren Arbeitsleistung des Landes, kann sich dieser Zustand schnell ändern.
Quelle: Fundamental Capital, eigene Recherche