Auswirkungen des Handelskrieges auf den Aktienmarkt und Asset-Allocations
Wie Du mir, so ich Dir
Sorgen um den Welthandel dämpfen die Anlegerstimmung und die Aussichten für das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) lassen deutliche Risiken erkennen. Dennoch fällt auf, dass die Kurse von risikobehafteten Wertpapieren weniger stark gefallen sind als während der Handelsstreitigkeiten zu Jahresbeginn. Auch wenn davon auszugehen ist, dass sich der Konflikt am Ende in Grenzen halten wird, ist nach der Einführung amerikanischer Zölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Milliarden US-Dollar am 6. Juli und den chinesischen Gegenmaßnahmen eine weitere Eskalation möglich. Trump reagiert mit maximalem Druck auf seine „Partner“. Der US-Aufschwung gerät aber nicht aus dem Tritt, auch nicht am Aktienmarkt.
Trumps Kredo: Wachstum in den USA first, dann maximaler Druck auf andere Länder
Höhere Zölle und zusätzlicher Protektionismus sind ein Risiko für die Weltwirtschaft. Nicht zufällig hat die Trump-Administration durch Steuersenkungen und Deregulierung erst die Voraussetzungen
für starkes US-Wirtschaftswachstum geschaffen, bevor sie ihre Rhetorik im Handelskonflikt verschärfte. Da das US-Wachstum in diesem Jahr auf drei Prozent steigen dürfte, werden die
Handelsbeschränkungen wohl erst später zu einer Abkühlung führen. In gewisser Weise sichert sich Trump mit seiner expansiven Fiskalpolitik gegen die Folgen seiner Handelspolitik ab.
Die Anatomie einer Krise
Weltweit scheint der Kursrückgang risikobehafteter Wertpapiere weniger ausgeprägt als in der Frühphase des Handelskonflikts zu Jahresbeginn. Das reale Wirtschaftswachstum bleibt hoch, und die
Extremrisiken halten sich in Grenzen. Den stärksten Aktienmarkteinbruch hatte Trumps aggressive Außenhandelsrhetorik nach dem 9. März ausgelöst, als der Präsident neue Zölle auf Stahl und Aluminium ankündigte. In den beiden Wochen danach verloren US-Aktien sieben Prozent, und weltweit büßten die Aktienmärkte über fünf Prozent ein. In der Woche nach
dem 17. April, als der chinesische Telekommunikationsausrüster ZTE ins Visier der amerikanischen Behörden geriet, verloren US-Aktien fast drei Prozent. Der US-Dollar wertete hingegen zwei Prozent
auf, was wiederum Emerging-Market-Titeln schadete. Euroraum-Aktien waren in dieser Zeit stabil, auch dank des vergleichsweise schwachen Euro.
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Welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen?
Zum einen scheinen die aktuellen Handelsstreitigkeiten vor allem Schwellenländeraktien zu schaden, zumal sich die Maßnahmen insbesondere gegen China richten. Nach ihnen werden vor allem US- und
Euroraum-Aktien darunter leiden. Es scheint aber, dass der jüngste Kursrutsch weniger heftig ist als in ähnlichen Phasen zu Jahresbeginn. Zum anderen endete die jüngste Schwächephase der
Aktienmärkte, als die USA ihre Drohungen abschwächten und anboten, die Zölle vorübergehend auszusetzen und sich zu Vorverhandlungen bereit erklärten. Zurzeit gibt es mindestens einen kurzfristigen
Handelskonflikt zwischen den USA und China – mit der Möglichkeit eines längeren Handelskrieges ohne schnelle Lösung.