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     2004  1 Kommentar Der Unterschied zwischen ja und nein

    Der amerikanische Präsident Donald Trump hat wirklich Glück, dass er kein Börsianer ist. Im normalen Gespräch kann man ein Ja und ein Nein hinterher schnell einmal wieder vertauschen, doch wer statt des Verkauf-Knopfes den zum Kaufen gedrückt hat, der ist finished.

     

    Ich habe ja nicht viel Ahnung von internationaler Diplomatie, doch manchmal denke ich, ob das nicht vielleicht doch durchaus sinnvoll ist, was Trump da macht. Er ist ein Dealmaker, er will den den Deal, und da schmiert er dem Kontrahenten Honig ums Maul. Warum nicht? Warum immer nur die blöde Vergangenheit? Wir müssen doch in Zukunft miteinander leben.

     

    Wahrscheinlich war das aber doch zu viel. Und man erfährt jetzt ja die verrücktesten Sachen: Die Russen haben vor dem Treffen zwischen Putin und Trump nahezu ihre sämtlichen Treasuries verkauft.

     

    Um dem Kontrahenten zu schaden? Oder doch eher, um der Strangulation durch die Macht des amerikanischen Dollars zu entgehen?

     

    Irgendwie ist das alles kaum noch zu verstehen, jedenfalls für mich nicht. Das mit den Dollars schon, aber das mit der Diplomatie und der Politik nicht. Plötzlich ist alles total umgekrempelt. Und trotzdem dreht sich die Welt weiter wie zuvor.

     

    Genauso wie bei uns. Alle reden vom Rechtsstaat. Von unserem höchsten Gut, dem Rechtsstaat. Doch dann in der Flüchtlingsfrage die Gesetze beachten? Ach, scheiß drauf.

     

    Irgendwie läuft das alles wie auf der zweiten Alpenetappe der Tour der France. (Für Kenner: die von Albertville nach La Rosière.) Da werden sich wackere Scharmützel am Berg geliefert, Angriff und Verteidigung. Doch als plötzlich die anderen nicht mehr können, wirkt es so, als schöben sich die Fahrer des Sky-Teams eine neue Kanüle in die Dopingspritze. Und von da an können sie sich aussuchen, welcher ihrer Fahrer das gelbe Trikot trägt und wer die Tour gewinnt.

     

    Der US-Präsident hat von nichts eine Ahnung, und der erfolgreichste Ausdauersportler der Welt ist schwerer Asthmatiker. Was soll man dazu sagen?

     

    Kann irgendjemand überhaupt noch irgendwann irgendwem bei irgendetwas trauen?

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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