WOCHENAUSBLICK
Wohl und Wehe beim Dax hängt wohl an der Politik
FRANKFURT (dpa-AFX) - Anleger müssen ihr Heil in der neuen Börsenwoche irgendwo zwischen Politik und Wirtschaft suchen. Konjunkturell läuft vieles rund, da sind sich die meisten Experten einig. Themen wie die von den USA angezettelten Handelsstreitigkeiten, die neuerdings wieder aufgeflammten Sorgen um Italien und die ausbleibenden Fortschritte bei den Brexit-Gesprächen drohen im Börsenmonat Oktober aber weiter auf die Stimmung zu drücken.
"Politik, Politik, Politik! An den Finanzmärkten gibt es gefühlt seit Jahren kaum einen wichtigeren Faktor", sagte Analyst Christian Apelt von der Landesbank Helaba. "Vermutlich werden Trump, Italien, Brexit & Co. einmal mehr die Märkte im Griff haben." Als Bremsklotz hinzu kommt das Rätseln über die Zukunft der Geldpolitik auf beiden Seiten des Atlantiks. In der Summe glaubt Robert Greil von der Privatbank Merck Finck, dass die "Gemengelage weiterhin für eine neutrale Aktienpositionierung spricht."
Am Freitag waren wegen eines höher geplanten italienischen Staatsdefizits wieder Erinnerungen an die Schuldenkrise hochgekocht. Für Sebastian Sachs vom Bankhaus Metzler sind deutlich steigende Renditen italienischer Staatsanleihen ein untrügliches Zeichen dafür, dass die jüngste Ruhe um das südeuropäische Land äußerst fragil ist. "Italien bleibt ein Brandherd für die Eurozone, der auch schnell mal heller lodern kann", warnte der Finanzanalyst.
Einige Charttechniker, die am Freitagmorgen noch von aufgehellten Perspektiven sprachen, dürften von den herben Kursverlusten vor dem Wochenende wegen der Italien-Sorgen negativ überrascht worden sein. Die DZ Bank hatte derweil am Freitag schon davor gewarnt, dass sich viele Akteure schon für eine vermeintliche "Jahresendrally" positioniert haben dürften - und ihr Pulver so vielleicht schon verschossen haben. Sie halten eine Bewegung in Richtung des bisherigen Jahrestiefs von knapp 11 727 Punkten nochmals für möglich.
Die harten Fakten rund um die weltwirtschaftliche Entwicklung, die Chefvolkswirt Jan Bottermann von der National-Bank als weiterhin sehr robust einschätzt, drohen damit in dieser Woche wieder nur die zweite Geige zu spielen - obwohl mehrere wichtige Veröffentlichungen auf der Agenda stehen: Am Montag zum Beispiel die Einkaufsmanagerindizes aus der Industrie in der Eurozone und den USA, gefolgt von den entsprechenden Indizes zu den Dienstleistungssektoren am Mittwoch. Die Anleger können darauf in Frankfurt aber erst am Donnerstag reagieren, weil am Mittwoch feiertagsbedingt kein Handel stattfindet.
Aus den USA folgen am Donnerstag noch Auftragseingangsdaten und der üblicherweise besonders viel beachtete offizielle Arbeitsmarktbericht am Freitag. Besonders große Beachtung dürfte dann die Lohnentwicklung finden, die für die Inflation und damit auch die Geldpolitik der US-Notenbank Fed von Bedeutung ist. Nach Einschätzung der Postbank zeichnet sich aber kein übermäßiger Inflationsdruck ab: Der Markt rechne für September mit einem leichten Rückgang der Lohnsteigerungen von zuletzt 2,9 auf 2,8 Prozent.
"Interessanterweise beschleunigt sich das Lohnwachstum nur sehr langsam, sodass es für die US-Notenbank keinen Grund gibt, überhastet den Leitzins anzuheben", kommentierte dies Edgar Walk, Chefvolkswirt vom Vermögensverwalter Metzler Asset Management. Die Fed hatte ihren Leitzins jüngst bereits zum achten Mal in diesem Zyklus angehoben, aber zugleich die Inflationserwartungen für das kommende Jahr gedämpft. Ihren Kurs moderater Zinsanhebungen wollen die Währungshüter auch 2019 beibehalten.
Lesen Sie auch
Auf Unternehmensseite ist die Agenda außerhalb der Berichtssaison eher dürftig gefüllt. Zu Wochenbeginn dürfte erneut Thyssenkrupp für Gesprächsstoff sorgen, nachdem die geplante Aufteilung des Industriekonzerns in zwei unabhängige Unternehmen am Sonntag im Aufsichtsrat beschlossen wurde. Dabei wurden auch die Chefposten im Vorstand und im Aufsichtsrat neu besetzt. Interimschef Guido Kerkhoff wurde zum Vorstandsvorsitzenden bestellt./tih/la/he/jha/
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---