Volkswagen
Nach Klagerede vom VW-Chef: "Mehr von Elon Musk würde Herbert Diess gut stehen"
"Ein bisschen mehr von Elon Musk würde Herbert Diess gut zu Gesicht stehen", war die Reaktion von Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer, nachdem Volkswagen-Chef Herbert Diess von einem "Feldzug gegen das Auto" mit "existenzbedrohenden Ausmaßen" gesprochen hatte.
"Nach meiner Einschätzung malt VW-Chef Diess hier eher ein zu düsteres Bild. Die deutschen Autobauer – so auch VW – haben verstanden, dass man mit Macht in die Elektroautos investieren muß. Von daher muß man sich schneller von alten Zöpfen, wie dem Diesel trennen, und seine Investitionen ganz klar auf Elektromobilität und 48 Volt Hybride konzentrieren. Wenn das nicht gemacht wird, gerät man ins Hintertreffen", sagte Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer exklusiv gegenüber wallstreet:online.
Zuvor hatte Volkswagen-Chef Herbert Diess auf einer VW-Veranstaltung in Wolfsburg gesagt, dass die deutsche Autoindustrie in den kommenden Jahren ihre Spitzenposition am Weltmarkt verlieren könnte, berichtet "Reuters". "Die Herausforderungen seien enorm", sagte der VW-Chef. Er nannte den Handelskrieg zwischen den USA und China, den Brexit sowie die Beziehungen zu Russland und der Türkei.
Auch das neue Abgas-Testverfahren WLTP bringe die Automobil-Industrie "an den Rand Ihrer Leistungsfähigkeit". Der VW-Chef kritisierte strengere EU-Abgasgrenzwerte. "Der jetzige Feldzug gegen die individuelle Mobilität und damit gegen das Auto nimmt jedoch existenzbedrohende Ausmaße an", so Diess. Er denke dabei "an die beinahe hysterische Stickoxiddiskussion um wenige Problemzonen in unseren Städten, die sich in den nächsten Jahren fast von selbst auflösen werden", oder an die neuen CO2-Grenzwerte, die derzeit in Berlin und Brüssel verhandelt, "und die den Automarkt vollständig revolutionieren werden".
Diess sagte aber auch, dass er keine Angst vor dem Strukturwandel habe. Er halte es auch für falsch, ihn aufhalten zu wollen, wie dies in Deutschland beim Kohlebergbau seit Jahrzehnten praktiziert werde. Gleichwohl sehe er den hohen Anteil an Elektroautos vor allem in Deutschland kritisch, weil der für den Antrieb benötigte Strom die Umweltbilanz eher verschlechtere als verbessere.
Zum Thema Arbeitsplatzabbau äußerte sich Diess wie folgt: Allen sei klar, "dass der Strukturwandel dazu führt, dass es weniger Arbeitsplätze in der Automobilindustrie in Deutschland geben wird". Der VW-Chef hatte bereits in der vergangenen Woche vor massiven Jobverlusten wegen der neuen CO2-Grenzwerte gewarnt. In gut zehn Jahren müsse so "etwa ein Viertel der Jobs in unseren Werken wegfallen", insgesamt etwa 100.000 Stellen, so der Vorstandvorsitzende der Volkswagen AG.
"Jetzt über Jobverluste und andere Statements zu versuchen, den Fortschritt aufzuhalten, ist die absolut größte Gefahr. Die Chefs der Autobauer müssen mutiger werden, sonst laufen wir in Gefahr, dass die 'self fulfilling prophecies' der Autochefs eintreten", kritisiert Dudenhöffer.
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