Eklat
Trumps Gesandter droht aggressiv: Zielscheibe deutsche Autoindustrie
Für einen hohen Diplomaten auffallend aggressiv-unverhohlen droht Trumps EU-Botschafter, Gordon Sondland, Deutschland. Am Ende stehen womöglich US-Strafzölle auf deutsche Autos.
Bei einem informellen Treffen zwischen Beamten aus EU-Hauptstädten und dem EU-Botschafter der USA, Gordon Sondland, soll es nach "Spiegel"-Informationen in der vergangenen Woche zu einem Affront gekommen sein. Demnach sei u. a. das deutsch-russische Gasprojekt Nord Stream 2 besprochen worden. Dabei habe Trump-Sprachrohr Sondland eine "unverhohlene Drohung" gegen Deutschland ausgesprochen. Die USA würden "Widerstand gegen US-Interessen zuwiderlaufende Energieprojekte" leisten, und zwar auf diplomatischem Weg oder durch "stärkere Maßnahmen".
Politbeobachter sind sich weitgehend darüber einig, dass Sondland mit "stärkeren Maßnahmen" Strafzölle gegen deutsche Produkte, die in den USA verkauft werden, gemeint hat. Davon wären vor allem die deutschen Autobauer Mercedes, BMW, Porsche und Volkswagen betroffen, also Deutschlands Rückgrat-Industrie.
Die Drohung ist nicht neu. In den letzten Wochen sprach der US-Präsident immer wieder von Strafzöllen, die für die deutschen Autobauer teuer würden. Jetzt sieht es so aus, als würde sich der US-Präsident vor den für ihn richtungsweisenden Midterm-Wahlen am kommenden Dienstag noch einmal kräftig aufplustern, um seinen Fans vorzuführen, wie konsequent er seine "America First"-Politik verfolgt. Marktkenner befürchten, dass die USA noch schnell vor den Wahlen am 6. November Strafzölle verhängen könnte.
Nach Schätzungen der Bundesregierung könnte eine Erhöhung der US-Zölle auf Autos von derzeit 2,5 Prozent auf 25 Prozent die Autobranche hierzulande jährlich bis zu sieben Milliarden Euro kosten, etwa 0,2 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts Deutschlands. Laut Informationen des "Handelsblattes" würden Strafzölle jedes deutsche Auto in den USA um durchschnittlich rund 6.000 US-Dollar teurer machen. Viele US-Kunden würden dann abspringen, die Verkaufszahlen gingen zurück.
Sondland bestritt zwar, dass es Trump beim Streitthema Gasprojekt Nord Stream 2 darum gehe, die Russen auszubooten und/oder mehr Gas an Deutschland und Europa zu verkaufen. Aber natürlich gehe es dem US-Präsidenten darum, "dass er mehr Gas verkaufen kann, und weniger darum, dass die Russen weniger verkaufen", meinte dazu Daniel Caspary, Chef der CDU/CSU-Gruppe im EU-Parlament vor "Spiegel"-Journalisten.
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Unterdessen komm die Bundeskanzlerin Angela Merkel Trump offenbar entgegen. Die Bundesregierung hat sich entschieden, den Bau eines LNG-Terminals an der Nordsee-Küste finanziell zu unterstützen, berichtet das "Wall Street Journal". Über dieses Terminal könnten die Amerikaner bequemer im großen Stil Flüssig-Gas aus den USA nach Deutschland und in die EU exportieren.
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