INFLATION: DER LAUTLOSE WOHLSTANDSKILLER - Seite 2
Was an einer Kaufkraftsteigerung pro Währungseinheit übel sein sollte, und nichts anderes ist die Konsequenz einer Deflation, ist noch niemals plausibel argumentiert worden. Die regelmäßig gestreuten Schauermärchen von einer dräuenden Abwärtsspirale infolge kollektiven Konsumverzichts, sind im Grunde zu abwegig, um sich damit zu beschäftigen. Daher nur so viel: Wie die Entwicklung der Computer- und Unterhaltungselektronikbranche beispielhaft zeigt, lässt es sich in einem deflationären Umfeld prächtig leben. Wohl deshalb, weil in einer sich entwickelnden und damit produktiver werdenden Wirtschaft, und unter sonst gleichen Bedingungen, eine Deflation einfach den „Naturzustand“ darstellt: Wenn die (Massen-)Produktion billiger wird, sinken halt die Konsumentenpreise. Und Konsumaufschub im Segment des menschlichen Grundbedarfs findet ohnehin niemals statt, weil niemand heute verhungern oder erfrieren will, weil er in drei Wochen Nahrungsmittel und Textilien möglicherweise billiger kaufen könnte.
Wie auch immer, es gibt unter uns Zeitgenossen die sich der Mühe unterziehen, die Preisdynamik ausgesuchter Produkte zu untersuchen und sich nicht auf einen listenreich zusammengestellten Warenkorb (der Begriff „getürkt“ verbietet sich aus Gründen der politischen Korrektheit) verlassen, der die Grundlage für amtliche Teuerungsstatistiken bildet. So errechnet sich heuer für Brot eine Preissteigerung von rund 17 Prozent. Seit Einführung der schwindsüchtigen Eurowährung anno 2002 hat sich der Brotpreis mehr als verdoppelt. Wer bitteschön verdient heute doppelt so viel wie damals (von den Bewohnern geschützter Werkstätten und Politikern abgesehen)?
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Dass in den amtlichen Statistiken die dynamische Preisentwicklung im Immobiliensektor und bei den Aktienkursen völlig unbeachtet bleibt, ist übrigens alles andere als ein dummer Zufall. Würden diese, was ja die Realität viel besser abbildete, in die Beobachtungen einfließen, ergäbe sich nämlich ein ziemlich erschreckendes Bild, das die staatlich orchestrierte Geldmengenvermehrung schlagartig offenbaren würde. Preissteigerungen auf breiter Front, quer durch alle Branchen, sind nämlich weder ein Naturphänomen, noch sind sie den Umtrieben geldgieriger Plutokraten geschuldet, sondern nur und ausschließlich die Folge einer Ausweitung der Geldmenge. Würde die Mehrheit der Wahlberechtigten diesen Zusammenhang durchschauen, käme das der Nomenklatura höchst ungelegen. Die macht nach dem Motto „haltet den Dieb!“ für die Preisinflation viel lieber gierige Unternehmer und ruchlose Spekulanten verantwortlich. Für die Regierenden ist es einfach komfortabler, das Publikum im irrigen Glauben zu lassen, gewissenlose Finanzjongleure und der ruchlose Turbokapitalismus seien für die dramatische Preisinflation in bestimmten Segmenten verantwortlich und nicht etwa die inflationäre Geldpolitik der Noten- und Geschäftsbanken.