Aktien Europa
Neue Spannungen zwischen USA und China lassen Kurse weiter sinken
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Neue Spannungen zwischen den USA und China haben Europas Aktienmärkten am Freitag weitere Verluste eingebrockt. Zuvor war es deswegen bereits an der Wall Street und in Asien deutlich bergab gegangen. Angesichts des heutigen großen Verfallstermins an den Terminbörsen - auch "Hexensabbat" genannt - sind im weiteren Handelsverlauf auch noch heftige Kursschwankungen möglich.
Am späten Vormittag büßte der EuroStoxx 50 1,27 Prozent auf 2962,06 Punkte ein, womit er auf einen Wochenverlust von mehr als drei Prozent zusteuert. Schon am Donnerstag war der Leitindex der Eurozone erstmals seit mehr als zwei Jahren unter die Marke von 3000 Punkten abgerutscht, was Börsianer an enttäuschten Hoffnungen auf eine weniger straffe Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve festgemacht hatten.
Nun wirft die US-Regierung China vor, bei großangelegten Hackerangriffen auf die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten massenhaft Geheimdaten gestohlen zu haben. Peking wies die Beschuldigungen umgehend zurück. Beide Länder liegen ohnehin schon wegen ihres Handelskonflikts über Kreuz, wenngleich sie Anfang Dezember einen 90-tägigen "Waffenstillstand" geschlossen haben. Dazu kommt in den USA die Gefahr eines teilweisen Stillstands der Regierungsgeschäfte, weil Präsident Donald Trump und der Kongress sich über die Finanzierung einer Grenzmauer zu Mexiko streiten.
Dieser negativen Nachrichtengemengelage konnten sich auch die anderen europäischen Aktienindizes nicht entziehen: Der französische Cac 40 verlor 1,23 Prozent auf 4634,84 Zähler. Ähnlich hohe Verluste gab es in Madrid und Mailand. Der britische FTSE 100 sank dank der Gewinne der schwer gewichteten Bergbautitel lediglich um 0,34 Prozent auf 6689,29 Punkte.
Im europäischen Branchentableau waren die zuletzt gebeutelten Aktien von Bergbaukonzernen die einzigen Gewinner: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 legte um 0,13 Prozent zu. Dagegen knickte der Index der Telekommunikationsunternehmen am Ende der Übersicht um 1,89 Prozent ein.
Derweil feierten die Anleger den Kauf des Deutschlandgeschäfts von Konkurrent Delivery Hero durch den niederländischen Essenslieferdienst Takeaway.com : Nach anfangs noch deutlicheren Kurssprüngen notierten die Aktien beider Unternehmen zuletzt knapp 35 beziehungsweise zehn Prozent im Plus. In London setzten sich die Titel des Rivalen Just Eat mit plus viereinhalb Prozent an die Spitze
Der Kaufpreis von insgesamt 930 Millionen Euro für das deutsche Delivery-Hero-Geschäft beinhalte einen Aufschlag von rund 35 Prozent auf die letzte Bewertung, schrieb Sherri Malek vom Analysehaus RBC. Sie wertet die Transaktion als positiv für die Niederländer, die damit ihr Umsatz- und Gewinnpotenzial steigerten und zum dominanten Akteur auf dem deutschen Markt würden. Auch ihr Kollege Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan betonte, dass Takeaway.com mit dem Deal sein Geschäftsvolumen in Deutschland verdoppele.
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Derweil deutet sich eine weitere Transaktion in der Branche an: So berichtete die spanische Wirtschaftszeitung "Expansion" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen, dass ein Konsortium um die US-Beteiligungsgesellschaft KKR die spanische Restaurantkette Telepizza komplett kaufen und von der Börse nehmen wolle. Deren Aktien hatten bereits am Donnerstag um knapp siebeneinhalb Prozent zugelegt, bevor die spanische Finanzaufsicht CNMV sie kurz vor Börsenschluss vom Handel ausgesetzt hatte. Bis jetzt werden sie nicht wieder gehandelt.
Dagegen ging es für die Papiere der Danske Bank um knapp drei Prozent bergab. Nachdem die Dänen jüngst mit einem Geldwäsche-Skandal Schlagzeilen gemacht hatten, senkten sie nun ihr Gewinnziel für das laufende Jahr./gl/nas