Löst die Fed den nächsten Rücksetzer aus?
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
heute und morgen findet die erste Fed-Sitzung in diesem Jahr statt. Und obwohl dabei keine wesentlichen Entscheidungen erwartet werden, könnte dieses Ereignis dennoch richtungsweisend für die Märkte sein.
2 Gründe, warum Fed-Sitzungen ab jetzt bedeutsamer werden
Dafür gibt es zwei Gründe. Der erste ist eher organisatorischer Art. Mit der bevorstehenden Fed-Sitzung beginnt die Fed damit, nach jeder ihrer Zinssitzungen eine Pressekonferenz des Fed-Präsidenten abzuhalten. Bei der EZB ist das schon länger üblich; die Fed hat sich bislang damit begnügt, Pressekonferenzen nur im letzten Monat eines Quartals abzuhalten, wenn sie auch ihre neuesten Konjunkturprojektionen veröffentlicht.
Zudem hat es sich eingebürgert, dass Leitzinsänderungen gewöhnlich auch nur zu diesen „Quartalssitzungen“ erfolgen, weil die im Anschluss stattfindende Pressekonferenz der Fed Gelegenheit bietet, ihre Maßnahmen über das meist dürre Statement hinaus zu erläutern.
Mit dieser organisatorischen Änderung hat die Fed ab jetzt die Möglichkeit, Zinsänderungen auch außerhalb des bisherigen Quartalsrhythmus vorzunehmen und zu erläutern. Das wird sicherlich nicht so bald geschehen, aber diese Option müssen wir von nun an einkalkulieren.
Die Märkte sind der Fed nun noch dichter auf den Fersen
Bedeutsamer dürfte aber sein, dass die Märkte ab sofort in dem rund sechswöchigen Turnus, in dem die Fed ihre Sitzungen abhält, an den Lippen des Fed-Chefs hängen werden, um Aufschluss über weitere Schritte und Ansichten der Fed zu erhalten. Die Nervosität an den Börsen könnte damit vor allem in kritischen Phasen zunehmen, denn es ist immer möglich, dass irgendeine Äußerung auf einer dieser Pressekonferenzen etwas unbedacht erfolgt und/oder von den Anlegern fehlinterpretiert wird.
So sehr es zu begrüßen ist, dass sich die Fed mit dieser Änderung den Märkten weiter öffnet, wird es für die Fed-Vorsitzenden zukünftig eine noch schwierigere kommunikative Gratwanderung – denn mitunter gibt die eher bedächtige Geldpolitik einfach nichts her, um die deutlich hektischeren Märkte angemessen zu befriedigen. Dann sind beiderseitige Missverstände der verschiedensten Art absehbar.