Knatsch in europäischer Rüstungsindustrie
Airbus-Boss Enders: Schlimmstenfalls Rüstungsexporte ohne Deutsche
Laut Airbus-Chef Tom Enders bremst die Bundesregierung mit ihrer restriktiven Exportpolitik die europäische Rüstungswirtschaft aus. Wenn das so weiter gehe, stünden am Ende "german-free-products", sagte Enders in einem Interview mit "Reuters"-Journalisten.
Airbus könnte dazu gezwungen werden, Rüstungs-Produkte ohne deutsche Beteiligung herzustellen, um eine Blockade der Deutschen zu verhindern, sagte der deutsche Konzern-Chef, der im April das Ruder an seinen Nachfolger, den Franzosen Guillaume Faury, übergibt. Enders hoffe aber, dass die Entwicklung hin zu "german-free-products" noch aufgehalten werden könnte.
Der Airbus-Vorstandsvorsitzende machte seinen Unmut gegenüber den politischen Leitlinien der Bundesregierung deutlich: "Es ist einfach so, dass die Deutschen offensichtlich meinen, nur sie hätten eine verantwortliche Rüstungsexportpolitik". Frankreich, Großbritannien und Spanien seien zurzeit "massiv über Berlin verärgert", so der Airbus-Chef.
Konkret sprach Enders den Fall Saudi-Arabien an. So verhindere die Bundesregierung die Lieferung von Eurofighter-Kampfflugzeugen und -Ersatzteilen an Saudi-Arabien. Grund für den Lieferungsstopp der Deutschen war der Mord an dem saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi.
Airbus hat zurzeit erhöhtes wirtschaftliches Interesse daran, dass es in der europäischen Rüstungsproduktion zu keinen weiteren Verzögerungen kommt. Auf die Frage, ob unter den aktuellen Bedingungen das geplante deutsch-französische Kampfflugzeug gebaut werden könne, sagte Enders: "Das kann ich mir nicht vorstellen". Neben den Entscheidungen zum deutsch-französischen Militärflugzeug stünden Entscheidungen bei der Entwicklung einer europäischen Drohnen-Waffe an, erklärte Enders.
Vor der Kritik von Enders forderte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen in München eine gemeinsame Rüstungsexportpolitik der Europäer.
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