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    Buchtipp  3410  0 Kommentare Sozialismus – die gescheiterte Idee, die niemals stirbt* - Seite 4

    Nach dem Scheitern: „Es war kein Sozialismus“

    In seiner historischen Analyse zeigt Niemietz, dass bislang jedes sozialistische Experiment drei Phasen durchlief:

    In einer ersten Phase (the honeymoon period, S. 56) sind Intellektuelle weltweit begeistert und preisen das System in höchsten Tönen. Auf die Phase des Enthusiasmus folgt stets eine zweite Phase der Ernüchterung (the excuses-and-whataboutery period, S. 57): Das System und seine „Errungenschaften“ werden zwar noch verteidigt, aber nicht mehr unkritisch unterstützt. Mängel werden zugegeben, aber gerne dem Wirken von kapitalistischen Saboteuren, ausländischen Kräften oder als Ergebnis des Boykotts durch den US-Imperialismus dargestellt. Schließlich folgt die dritte Phase, in der bestritten wird, dass es sich überhaupt um eine Form des Sozialismus gehandelt habe (the not-real-socialism stage, S.57). Nun heißt es, das betreffende Land – beispielsweise die Sowjetunion, China oder Venezuela – sei in Wahrheit niemals sozialistisch gewesen. Diese Argumentation, so Niemietz, wird jedoch selten in der ersten Phase nach Beginn eines neuen sozialistischen Experimentes vorgetragen, sondern wird zur herrschenden Sicht erst nach dem Scheitern des sozialistischen Experimentes.

    Dem real existierenden Kapitalismus wird heute von Sozialisten in westlichen Ländern kein irgendwann in der Geschichte real existierender Sozialismus entgegengesetzt, sondern eine vage Utopie einer „gerechten“ Gesellschaft. Manchmal wird der „nordische Sozialismus“ – also Länder wie Schweden – als Beispiel angeführt, wobei vollkommen verkannt wird, dass diese Länder nach sozialistischen Experimenten in den 70er Jahren längst von diesem Weg abgekommen sind und heute – trotz höherer Steuern - nicht weniger kapitalistisch sind als beispielsweise die USA.

    An Stelle des Autors hätte ich mich auch noch explizit mit diesen Modellen des „demokratischen Sozialismus“ auseinandergesetzt, der ebenfalls stets kläglich gescheitert ist. Denn das, was heute Sozialisten in Großbritannien oder manche demokratischen Politiker in den USA fordern, nämlich sehr hohe Steuern für die Reichen und ein hohes Maß an staatlicher Regulierung der Wirtschaft, hat es durchaus auch in demokratischen Ländern gegeben, nämlich in Schweden und Großbritannien in den 70er Jahren. Aber auch diese Experimente, obwohl sie nicht in totalitärer Herrschaft oder gar Massenmord endeten, führten ökonomisch gesehen in die Katastrophe und bescherten diesen Ländern erhebliche Wohlstandsverluste.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Seite 4 von 5
    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Buchtipp Sozialismus – die gescheiterte Idee, die niemals stirbt* - Seite 4 Warum entfalten sozialistische Ideen wieder eine so große Attraktivität, obwohl ausnahmslos alle sozialistischen Experimente in den vergangenen 100 Jahren gescheitert sind? Das soeben erschienene Buch von Kristian Niemietz „Socialism. The Failed Idea That Never Dies“ gibt überzeugende Antworten.