EZB-Rat tagt in Litauen - Keine Zinswende in Sicht
FRANKFURT/VILNIUS (dpa-AFX) - Europas Währungshüter zieht es vorübergehend ins Baltikum: Der EZB-Rat legt an diesem Donnerstag in der litauischen Hauptstadt Vilnius den weiteren geldpolitischen Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) fest. Die Ergebnisse der auswärtigen Sitzung werden am Nachmittag (13.45 Uhr) verkündet.
Als sicher gilt: Höhere Zinsen im Euroraum wird es vorerst nicht geben. Der EZB-Rat hat sich bereits festgelegt, dass die Zinsen frühestens 2020 wieder angehoben werden. Der Leitzins dürfte daher zunächst auf dem Rekordtief von null Prozent bleiben. Banken bekommen damit frisches Zentralbankgeld weiter zum Nulltarif.
Diskutiert wird über den Strafzins. Diesen müssen Banken zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Derzeit werden 0,4 Prozent fällig. Pro Jahr kostet das die Banken im Euroraum rund 7,5 Milliarden Euro - und das in Zeiten, in denen ihnen Geldverdienen ohnehin schwerfällt.
EZB-Präsident Mario Draghi hatte angekündigt zu prüfen, ob negative Begleiterscheinungen des Minuszinses - soweit vorhanden - abgemildert werden müssten. Als denkbar gelten eine Staffelung des Negativzinses oder Freibeträge. Führende Notenbanker sehen dies jedoch skeptisch. Ökonomen sind daher uneins, ob und wann Europas Währungshüter beim Strafzins etwas ändern.
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Beschlossen sind neue Geldspritzen für Banken. Von September 2019 bis März 2021 stellt die EZB je zweijährige Kredite zu besonders günstigen Konditionen zur Verfügung. Diese im Fachjargon TLTRO genannten Kredite sind auch eine Reaktion auf gestiegene Konjunkturrisiken. Ziel ist, über diesen Weg die Kreditvergabe der Banken anzukurbeln und so Wirtschaftswachstum und Inflation anzuschieben. Die EZB wird am Donnerstag ihre neuesten Prognosen zum Wirtschaftswachstum und zur Teuerungsrate im Euroraum veröffentlichen./ben/DP/zb