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    Forex-Report  785  0 Kommentare Draghi gibt Gas, Trump schürt Hoffnungen im Handelsstreit

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1215 (07:16 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1203 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.64. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.85. EUR-CHF oszilliert bei 1.1210.

    EZB-Präsident Draghi bereitete gestern überraschend die Kapitalmärkte auf weitere geldpolitische Maßnahmen vor. Sollten sich die Wirtschaftsaussichten nicht bessern, stehen Zinssenkungen und ein weiteres Quantitative Easing Programm auf dem Plan. Aktien- und Rentenmärkte dankten ihm mit Freudensprüngen. Bundesanleihen rentierten bei einem Rekordtief von -0,33 %. Zehnjährige Staatsanleihen aus Frankreich und aus Österreich notierten erstmals im negativen Bereich.
    Wieder einmal versucht Draghi mit der Geldpolitik das auszubügeln, was die Politik in der Strukturpolitik verschläft, aussitzt oder aus Konfliktscheue nicht angeht. Warum fürchten wir nach einem zehnjährigen Konjunkturaufschwung den ersten kühlen Gegenwind des Abschwungs so sehr?

    •    Die Arbeitslosenquote in der EU ist von 12,1 % (2013) auf 7,6 % in diesem Jahr gefallen.
    •     Der Primärhaushalt der Eurozone wird dieses Jahr bei 0,6 % liegen. (USA:
    -2,9 %).
    •    Die früheren Krisenländer Spanien und Italien werden in 2019 nach aktuellen Schätzungen Leistungsbilanzüberschüsse von 54 bzw. 34 Mrd. € aufweisen.
    •    Auch die Leistungsbilanzen von Griechenland und Portugal werden mit -5,3 Mrd. und -3,0 Mrd. gut ausfallen.

    Trotzdem sind die Fliehkräfte in der europäischen Union stark wie nie zuvor. Ca. 30 % der Abgeordneten des EU-Parlaments stehen der Institution EU skeptisch gegenüber. Es ist weniger fraglich, ob die EU einen Abschwung wirtschaftlich, sondern ob sie ihn politisch vertragen kann. Der Grenznutzen eines zweiten „Whatever it takes“ ist ein abnehmender, ob es notwendig ist, entscheidet sich im Handelsstreit zwischen Peking und Washington.

    Zu diesem hat US-Präsident Trump ein längeres Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping angekündigt. Die Verhandlungsteams der beiden Seiten sollen sich im Voraus treffen und das Gespräch vorbereiten. Bestehen aber realistische Chancen auf eine Einigung? Cui Tiankai, der chinesische Botschafter in den Vereinigten Staaten, betonte auf  einer Feier zum 40sten Jubiläum der chinesisch-amerikanischen diplomatischen Verbindungen, dass das Anerkennen der gegenseitigen Souveränität, Integrität und des gesellschaftlichen Systems Voraussetzung für eine konfliktfreie Beziehung sei. Die bisherige US-Position im Handelskonflikt greift aber gerade in die Souveränität Chinas ein, indem China Umsetzungsverordnungen vorgeschrieben werden sollen. Das Bestreben, Huawei Patente abzuerkennen spricht ebenfalls Bände, wie man mit dem Handelspartner umzugehen gedenkt.

    Gleichwohl scheinen die Aktienmärkte neben möglichen Leitzinssenkungen auch eine Einigung im Handelsstreit zu antizipieren. Die letzten Warnzeichen des Empire Manufacturing Index (Fall von 17,8 auf -8,6) und der ZEW-Konjunkturerwartungen
    (Fall von -2,1 auf -21,1 Punkte) wurden ignoriert. Sollten die Gespräche auf dem G20- Gipfel nicht wie erhofft ausfallen, rettet auch ein verbesserter Diskontierungssatz der zukünftigen Cash-Flows die Unternehmensbewertungen nicht. Die Divergenz zwischen den Aktienmärkten gegenüber dem Goldmarkt, dem Ölmarkt und den Rentenmärkten weitet sich beständig aus.

    Der Präsident der Fed wird daher heute Abend in das gleiche Horn wie Mario Draghi stoßen und Handlungsbereitschaft signalisieren. Ein Wochenende später könnte die Gewissheit da sein, dass die geldpolitische Feuerwehr gebraucht wird.
     
    Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1100 – 1.1350 eröffnet neue Opportunitäten.  

    Viel Erfolg!
     

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    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
    Forex-Report Draghi gibt Gas, Trump schürt Hoffnungen im Handelsstreit Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1215 (07:16 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1203 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.64. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.85. EUR-CHF oszilliert bei 1.1210.

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