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    Ve-RI Listed Infrastructure  4489  0 Kommentare Herr Riemann, wie geht das? - Schon 17% im Plus und seit 2014 Benchmark-Sieger

    Hinter dem Infrastruktur-Fonds Ve-RI Listed Infrastructure R steht die Idee, den Megatrends wie der schnellen Zunahme der Weltbevölkerung und dem rasanten Wachstum der Städte zu folgen. Die Kapitalmarkt wallstreet:online-Redaktion wollte von Fondsmanager Christian Riemann wissen, wie man mit Infrastruktur-Aktien jahrelang gute Werte für Anleger schaffen kann.

    wallstreet:online: Herr Riemann, eine Frage bitte vorweg: Auf Ihrem Spielfeld "Infrastruktur" fällt die Vinci-Aktie auf, die sich kontinuierlich gut entwickelt. Wieso haben Sie diese nicht in Ihrem Fonds-Portfolio? Welche Titel beispielsweise schlagen Ihrer Meinung nach diese Aktie?

    Christian Riemann: Vinci gehört zwar definitiv zu den spannenden und gut performenden Infrastrukturwerten. Doch sie gehört nicht zu dem Spielfeld, auf dem wir uns bewegen. Wir konzentrieren uns ausschließlich auf Werte aus dem Bereich Kerninfrastruktur. Darunter fallen weltweit gelistete Unternehmen, die mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes mit dem Betrieb von Netzen aller Art erzielen. Dazu zählen Betreiber von Öl-, Gas-, Wasser und Stromnetzwerken, genauso wir Flug- und Seehäfen oder Telekommunikation. Mautstraßenbetreiber und Eisenbahnunternehmen runden unser Investmentuniversum ab. Auch hier finden sich sehr spannende Werte mit stabiler Performance nach oben.

    wallstreet:online: Sie haben im Jahr 2014 das Ruder herumgerissen. Seitdem zeigt die Kurve Ihres Ve-RI Listed Infrastructure in jedem Kalenderjahr nach oben. Was ist passiert?

    Christian Riemann: Das war der Zeitpunkt, an dem wir einen bestehenden Fonds aus unserem Portfolio in den Ve-RI Listed Infrastructure umgewandelt haben. Seit Mai 2014 ist dies nun ein reiner Kerninfrasturkturfonds. Seitdem hat der Fonds jedes Kalenderjahr positiv abgeschlossen – auch das für reine Aktienfonds schwierige Jahr 2018. Diese kontinuierlich positive Performance über die Jahre hinweg haben gerade mal etwas über zwei Prozent aller in Deutschland für Privatanleger konzipierten Fonds geschafft. Auch dieses Jahr läuft es wieder gut. Aktuell zum 04.07.2019 liegen wir YTD mit über 17 Prozent vorne.

    wallstreet:online: Können Sie uns bitte an einem Beispielunternehmen kurz erklären, was eine klassischer Kandidat für Ihren Fonds ist? Und: Wieso haben Sie nur 30 Titel in Ihrem Fonds?

    Christian Riemann: Bevor wir die einzelnen Werte mit unserem systematischen Aktienselektionsprozess analysieren, müssen diese schon einige Hürden nehmen. Zum einen konzentrieren wir uns aktuell auf Unternehmen aus den entwickelten Märkten. Ein Investment in Infrastrukturunternehmen aus Schwellenländern ist einfach wegen oft unklaren politischen Rahmenbedingungen zu unsicher. Da wir Quartalsweise umschichten und dementsprechend flexibel sein müssen, schauen wir zum anderen sehr genau, ob die nötigen Handelsvolumina gegeben sind. Und, wie oben schon erwähnt, müssen mindestens 50 Prozent der Umsätze aus dem Betrieb von Infrastrukturanlagen stammen. Somit bleiben von den rund 2.100 weltweit gelisteten Infrastrukturunternehmen rund 300 für unser Investment-Universum übrig.

    Einer der wenigen deutschen Werte, der diesen Kriterien entspricht, ist die Fraport. Sehr oft – und auch über längere Zeiträume – war das Schweizer Energieunternehmen BKW im Fonds. Aber auch eher hier unbekannte Unternehmen wie Hawaiian Elektric Industries, die der Quasimonopolist für die Stromverteilung auf dem US-amerikanischen Inselarchipel sind, oder der Schienennetzbetreiber MTR Corporation aus Hong Kong finden sich regelmäßig in unserem Fonds.

    Tipp: Hier geht's zur Webinar-Aufzeichnung zum Thema "Systemischer und prognosefreier Ansatz des Ve-RI Listed Infrastructure"

    Mit der Auswahl von aktuell 30 Titel konzentrieren wir uns auf die stärksten Werte auf Basis unseres Aktienselektionsmodells. Diese gewichten wir auch mit knapp drei Prozent gleich. Ausgiebige Tests und der Realbetrieb haben gezeigt, dass wir mit diesem fokussierten Vorgehen die besten Ergebnisse erzielen konnten.

    wallstreet:online: Infrastruktur-Aktien profitieren von Megatrends wie der wachsenden Weltbevölkerung oder dem Städte-Wachstum. Auf welche aktuellen Zahlen der Infrastruktur-Megatrends vertrauen Ihre Sie als Fondsmanager?

    Christian Riemann: Als wir vor fünf Jahren die Infrastrukturstrategie starteten, war genau das unser Antrieb. Wir sahen das enorme weltweite Wachstumspotential für Infrastruktur. Städte wachsen, die Verteilung von Energie muss optimiert werden. Der ökologische Wandel verlangt nach neuen Netzen. Die Staaten können die enormen Investitionen nicht mehr alleine stemmen und brauchen den privaten Sektor als Partner. Denn entweder ist die bestehende Infrastruktur in vielen Bereichen marode oder neue Infrastruktur muss erst noch geschaffen werden. An dieser Einschätzung hat sich nicht geändert, was aktuelle Zahlen belegen. Laut der Internationalen Energieagentur haben noch immer 1,1 Milliarden Menschen – also etwa ein Siebtel der Weltbevölkerung – keinen Zugang zu Elektrizität. Fatal sind auch Zahlen aus den USA. Ausfälle im Zugverkehr, Schlaglöcher, Umleitungen und Baustellen kosten jeden amerikanischen Haushalt laut dem Verband der Bauingenieure 3.400 Dollar im Jahr. Kein Wunder also, dass die weltweiten Investitionskosten für Infrastruktur bis 2040 auf 94 Billionen US-Dollar geschätzt werden. Und dabei klafft aktuell eine Investitionslücke von rund 15 Billionen. Das eröffnet auf der anderen Seite gute Chancen für Investoren.

    wallstreet:online: Aber nicht alle Infrastruktur-Unternehmen sind weitgehend unabhängiger von konjunkturellen Schwankungen. Der Bau- und Rohstoffbereich zum Beispiel ist schwankungsanfälliger. Wie gehen Sie mit diesen Titeln um? Viele Ihrer Titel kommen aus der Energie-Branche...

    Christian Riemann: Genau das ist der Grund, warum wir uns auf Kerninfrastruktur fokussieren. Denn diese Unternehmen betreiben Infrastrukturnetzwerke und -einrichtungen. Damit sind Sie weniger konjunkturanfällig: Flugzeuge fliegen immer, auch wenn die Konjunktur lahmt - deshalb präferieren wir Flughäfen. Pendler müssen immer zur Arbeit kommen, auch wenn die Arbeitslosigkeit mal steigen sollte – deshalb investieren wir auch in Mautstraßenbetreiber. Das gleiche gilt für Stromnetze: Die Energie muss fließen, egal was die Kilowattstunde kostet. Und der nächste Winter kommt bestimmt, bei dem auch wieder geheizt werden muss. Infrastrukturbetreiber erwirtschaften ihren Ertrag aus Nutzungsentgelten, die vertraglich über einen sehr langen Zeitraum gesichert sind. Das kann durchaus Schwankungen in der Wertentwicklung einer Aktie herausnehmen.

    wallstreet:online: Bei Ihrem Selektionsprozess gewichten Sie ESG (Environment Social Governance) laut Ihren Angaben mit zehn Prozent. Wie passen auf Rendite getrimmte Infrastruktur-Unternehmen mit ESG zusammen?

    Christian Riemann: Natürlich ist ein Flughafen keine grüne Oase. Dieser Fonds ist auch kein grüner Fonds. Aber es gibt auch im Sektor durchaus signifikante Unterscheide – beispielsweise in der Unternehmensführung. Und hier richten wir auch unser Augenmerk drauf. Das "G" für Governance ist unser wichtigster Ansatzpunkt bei unserer ESG-Auswahl. Denn ein gut geführtes Unternehmen kann durchaus auch Krisen besser meistern. Das sorgt gegebenenfalls für eine höhere Stabilität in stürmischen Zeiten an den Börsen. Aber auch im Sustainablility-Ranking von Morningstar, einem reinen Sektorvergleich, erhalten wir kontinuierlich vier bis fünf Globen. Verglichen zu anderen Infrastrukturfonds schneiden wir hier sehr gut ab.

    wallstreet:online: Was hat es mit Ihrer "selbstentwickelten" Systematik auf sich? Was steckt dahinter, so dass Sie den Branchendurchschnitt, gemessen am NMX Infrastructure Composite, in den letzten fünf Jahren regelmäßig mit teilweise großem Abstand schlagen konnten? Und bitte: Könnten Sie bitte kurz darstellen, wie Sie in Ihrem Auswahlsystem Value- und Quality-Kriterien unter einen Hut bringen?

    Christian Riemann: Wir nutzen bei diesem Fonds unser systematisches und regelbasiertes Aktienselektionsmodell. Das heiß, wir verlassen uns ausschließlich auf Zahlen und Fakten – und nicht auf unsichere Marktprogosen zu Wirtschaftswachstum, Indexentwicklungen, Dollar- oder Goldkurse. Alle Werte unseres Anlageuniversums durchlaufen quartalsweise diesen Aktienselektionsprozess, der aus fünf Bausteinen besteht. In jeder der fünf Kategorien sammelt jeder Wert Punkte. Diese werden am Ende addiert. Das gilt auch für die Analyseschritte Quality- und Value: Auf der Qualityseite bewerten wir die Aktienrendite, Eigenkapitalprofitabilität, Profitabilität des
    eingesetzten Kapital, Gesamtkapitalrendite und den Verschuldungsgrad. Valuekriterien sind Kurs-Buch-Verhältnis, KGV, EV/ EBITDA, die Historische Cash-Flow-Rendite und Dividendenrendite. Beide Kriterien fließen zu je 22,5 Prozent in die Endbewertung ein – genauso wie rein quantitative Kriterien zur Trendstabilität und Low Risk. Die ESG-Kritereien machen 10 Prozent der Bewertung aus.

    Im Ergebnis sollen so unterbewertete Qualitätsaktien gefunden werden, die in der Vergangenheit auch stürmische Zeiten an den Märkten mit einer relativ geringen Schwankungsbreite überstanden haben. Insofern passen gerade die beiden vermeintlichen Gegensätze Quality und Value bestens zusammen.

    wallstreet:online: Und zum Schluss wird’s seichter. Den Infrastruktur-Aktien heften Etikette wie "langweilig" oder "graue Mäuse" an. Können Sie die Börsenbinse "je langweiliger, desto besser" unterschreiben? Und: Gibt’s was "Aufregendes" im Infrastruktur-Bereich, was wir übersehen?

    Christian Riemann: Wenn unser Portfolio kontinuierlich bei einer geringen Schwankungsbreite steigt, dann haben wir unser Ziel erreicht. Wir haben uns für Kerninfrastruktur entschieden, weil diese Werte als Betreiber meist über einen stabilen Cashflow verfügen, konjunkturunabhängiger als Erbauer von Infrastruktur sind und auch Schwankungen an den Rohstoffmärkten den gewählten Aktien wenig anhaben können. Mit einer annualisierten Volatilität seit Strategieumstellung Mai 2014 bis zum 01.07.2019 von 9,56 Prozent sind wir als reiner Aktienfonds gerne langweilig!

    wallstreet:online: Herr Riemann, vielen Dank für das Interview!

    Das Interview führte Christoph Morisse.

    Kurzvita von Christian Riemann
    Christian Riemann kam im August 2010 zur La Française Asset Management GmbH und verwaltet dort Aktien- und Mischfonds. Vor seiner jetzigen Tätigkeit war Christian Riemann in der Vermögensverwaltung der BHF-BANK für die Selektion und Allokation von traditionellen und alternativen Investmentfonds verantwortlich. Außerdem managte er einen nachhaltigen Dachfonds. Seine berufliche Laufbahn begann der Diplom-Volkswirt 2005 als Wertpapierhändler bei der FINOV€STA GmbH in Düsseldorf. Darüber hinaus ist Riemann Certified EFFAS Financial Analyst (CEFA) und Certified International Investment Analyst (CIIA).


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