Coin vs Tokenisierung
Nachgefragt: Weltweit führendes IT-Unternehmen bereit für Facebooks Libra?
Seit einigen Jahren beschäftigt sich das US-Unternehmen IBM intensiv mit der Blockchain-Technologie und den unterschiedlichen Anwendungen für global agierende Unternehmen. Auch eine Zusammenarbeit mit Facebook im Bereich der Digitalwährungen und dem Libra-Coin sei willkommen, so Jason Kelley von IBM gegenüber CNBC. Was ist an dieser Aussage dran?
Nachgefragt bei Beate Werlin von IBM Deutschland kam exklusiv für die wallstreet:online-Redaktion folgende Aussage: „IBM ist bestrebt seine Kunden bei den Möglichkeiten des Nutzungspotenzials von digitalem Geld zu unterstützen. Es gibt viele Optionen für Innovationen beim Zahlungsverkehr und das neue Interesse wird letztendlich allen helfen.“
Offiziell heißt es von IBM: „Je mehr Unternehmen beteiligt sind, desto mehr Glaubwürdigkeit erhalten digitale Währungen und ihr Leistungsversprechen, wie z. B. ein verbessertes Kundenerlebnis und die Fähigkeit, die finanzielle Integration zu fördern.“ Fazit: Eine Bestätigung seitens IBMs an einem handfesten Interesse an Facebooks Kryptoplänen gab es bislang nicht.
Für IBM geht es um die Tokenisierung von Vermögenswerten
Auf der anderen Seite des Atlantiks sagte jedoch IBMs General Manager für Blockchain-Anwendungen, Jason Kelley, dass IBM, wenn es um eine Technologie wie Blockchain geht, die Zusammenarbeit zwischen den Branchen fördern wolle. Kelley konstatiert, dass Blockchain ein Teamsport sei. „Unsere Kunden sind bereit für Facebook und wir sind bereit, mit allen von ihnen zusammenzuarbeiten, um die Interessen zusammenzubringen“, so Kelley.
„Wir reden über Libra und die Menschen sagen uns, dass es lediglich ein weiterer Coin sei", so Kelley. Er ist jedoch anderer Meinung und führt aus: „Legen Sie die Kryptowährung beiseite und sprechen Sie besser über Tokenisierung, denn genau darum geht es hier.“ Es sei wichtig zwischen Kryptowährungen und der "Tokenisierung" von Vermögenswerten zu unterscheiden, so Kelley. Dabei könne alles, von Währungen bis hin zu Aktien, in einem digitalen Hauptbuch ausgegeben werden. Für Kelley ist Facebook in erster Linie ein Akteur, der dazu beitragen kann, der Blockchain-Technologie mehr Legitimität zu verleihen.
Blockchain wichtiger als digitale Währungen
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Offen ließ Kelley, ob IBM daran interessiert sein könnte, dem Libra-Konsortium (dabei sind u.a. VISA, Mastercard und Uber) beizutreten. Dante Disparte, Kommunikationsleiter für Libra, sagte gegenüber CNBC: „Mit dem Ziel 100 Mitglieder zum Start zu haben, freuen wir uns darauf, weiterhin diverse Partnerschaften aufzubauen.“
IBM und andere Unternehmen haben in den vergangenen Jahren die technischen Grundlagen von Kryptowährungen wie Bitcoin genutzt, um ihre eigenen Blockchain-Lösungen zu entwickeln, die Daten über ein verteiltes Netzwerk von Computern organisieren. Der Vorteil dabei sei, dass es mehr Transparenz in allen Bereichen vom Bankwesen bis zum Supply Chain Management schaffe, so Kelley.