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     2591  0 Kommentare Öl, das neue Gold

    Die Finanzmärkte lassen auch keine Tollheit aus. „Wenn die Anleger einen sicheren Hafen in der unsicheren Welt suchen“, so benennt ein Marktteilnehmer die neueste Tollheit, „gehen sie nun stärker in Öl als in Gold.“

    Das Öl ist also drauf und dran, das Gold als Krisenmetall abzulösen. Nein, das ist natürlich nicht korrekt. Das Öl ist drauf und dran, das Gold als Krisenflüssigkeit abzulösen. Doch nein, auch das wird der Sache nicht gerecht. Es hat sich auf jeden Fall viel verändert!

    Bei jedem Terroranschlag und jeder militärischen Krise schießt derzeit das Öl wesentlich schneller in die Höhe als das Gold. Und dann sind da natürlich auch noch die Zinsen. „Hohe Zinsen“, so ein Marktteilnehmer, „schaden dem Gold, weil es keine Zinsen abwirft. Öl ist dagegen von höheren Leitzinsen nicht betroffen.“

    Ach so, Öl trägt also Zinsen, muss man daraus schließen. Das ist natürlich äußerst gefährlich, denn das bedeutet nichts Geringeres als dass jeder voll beladener Tankwagen, der nicht schnellstens gemolken wird, mit naturgesetzlicher Notwendigkeit irgendwann demnächst explodieren wird. Und dann wird das Öl nur noch steiler in die Höhe schießen als bisher, wenn sich derartige Fälle nämlich bald häufen werden.

    Es scheint also wirklich eine gute Anlage zu sein, dieses Öl. Genau wie die IOS-Fonds in den Siebzigern, das Gold und das Silber in den Achtzigern und geschlossene Immobilienfonds in den Neunzigern.

    Und wenn uns dann wirklich einmal eine große Krise heimsuchen wird, dann werden wir zudem ein wunderbares Schneckenrennen beobachten können: Diejenigen mit den schweren Goldsäcken auf dem Rücken gegen diejenigen mit den umgeschnallten Ölkanistern und der gefüllten Wanne auf dem Bollerwagen. Vor der Zukunft muss uns also keinesfalls Bange werden. Schließlich trägt ja jeder sein Schicksal auf dem eigenen Rücken.

    email>berndniquet@t-online.de

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Öl, das neue Gold Die Finanzmärkte lassen auch keine Tollheit aus. „Wenn die Anleger einen sicheren Hafen in der unsicheren Welt suchen“, so benennt ein Marktteilnehmer die neueste Tollheit, „gehen sie nun stärker in Öl als in Gold.“ Das Öl ist also …

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